Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Opposition gegen Preußens Ansprüche auf Sachsen. 289 
gewinne Baiern für das an Osterreich abzutretende Innwiertel 
zu entschädigen. So war also zum erstenmale das Wort 
„Theilung Sachsens“ auszesprochen und zwar als das, was 
Osterreich wünsche; dennoch ließ Metternich dabel in der Ferne 
den Preis sehen um den die habsburgische Verwandtenliebe feil 
sei. Aber auch dieses Zugeständniß wurde ihm bald wieder 
leid, er erklärte sich deshalb bereir, in die Wiederherstellung 
Polens unter russischem Scepter, jedoch nur bis zur Weichsel, 
zu willigen, damit Preußen nicht mit Sachsen sondern durch 
die Zurückgabe seiner polnischen Länder abgefunden und so von 
der böhmischen Grenze fern gehalten werden könnte. 
Niemand sah die wachsende Verwirrung im Schoße der 
Verbündeten mit größerer Befriedigung als Talleyrand. Die 
Zahl seiner Bundesgenossen mehrte sich, namentlich waren es 
die ehemaligen Rheinbundfürsten, die sich im Tone tugendhafter 
Entrüstung immer lauter gegen das räuberische Preußen ver- 
nehmen ließen, weniger aus wirklicher Sympathie mit dem 
Könige von Sachsen als in dem richtigen Instincte, der ihnen 
in dem diesen bedrohenden Schicksale das früher oder später 
auch über sie heraufziehende Verhängniß zeigte. Graf Münster 
war ganz mit Talleyrand darüber einverstanden, daß die Ein- 
verleibung Sachsens die Unterwerfung von ganz Norddeutschland 
unter Preußen unausbleiblich nach sich ziehen müsse, und hielt 
nur vorläufig an sich um Preußens Haß nicht unnöthigerweise 
auf Hannover zu lenken 1). Von anderer Seite dagegen fielen 
selbst schon Drohungen. Wrede, der es sich nebenbei zur be- 
sonderen Pflicht machte, den Grafen Schulenburg unausgesetzt 
in genauer Kenntniß von Allem zu halten, was auf die säch- 
sische Angelegenheit Bezug hatte, und alle Schritte mit ihm zu 
verabreden, welche zur Förderung derselben dienlich schienen, 
ertlärte laut, Baiern werde seine gesamte Streitmacht an die- 
jenige Macht anschließen, welche der unmäßigen Ausdehnung. 
1) Seine Depeschen in: G. H. Graf zu Münster, Politische Süzzen 
Über die Lage Europas vom Wiener Congreß bis zur Gegenwart (1867), 
S. 180. 199. 
Flathe, Keere Geschichte Sachseus. 19
	        
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