Opposition gegen Preußens Ansprüche auf Sachsen. 289
gewinne Baiern für das an Osterreich abzutretende Innwiertel
zu entschädigen. So war also zum erstenmale das Wort
„Theilung Sachsens“ auszesprochen und zwar als das, was
Osterreich wünsche; dennoch ließ Metternich dabel in der Ferne
den Preis sehen um den die habsburgische Verwandtenliebe feil
sei. Aber auch dieses Zugeständniß wurde ihm bald wieder
leid, er erklärte sich deshalb bereir, in die Wiederherstellung
Polens unter russischem Scepter, jedoch nur bis zur Weichsel,
zu willigen, damit Preußen nicht mit Sachsen sondern durch
die Zurückgabe seiner polnischen Länder abgefunden und so von
der böhmischen Grenze fern gehalten werden könnte.
Niemand sah die wachsende Verwirrung im Schoße der
Verbündeten mit größerer Befriedigung als Talleyrand. Die
Zahl seiner Bundesgenossen mehrte sich, namentlich waren es
die ehemaligen Rheinbundfürsten, die sich im Tone tugendhafter
Entrüstung immer lauter gegen das räuberische Preußen ver-
nehmen ließen, weniger aus wirklicher Sympathie mit dem
Könige von Sachsen als in dem richtigen Instincte, der ihnen
in dem diesen bedrohenden Schicksale das früher oder später
auch über sie heraufziehende Verhängniß zeigte. Graf Münster
war ganz mit Talleyrand darüber einverstanden, daß die Ein-
verleibung Sachsens die Unterwerfung von ganz Norddeutschland
unter Preußen unausbleiblich nach sich ziehen müsse, und hielt
nur vorläufig an sich um Preußens Haß nicht unnöthigerweise
auf Hannover zu lenken 1). Von anderer Seite dagegen fielen
selbst schon Drohungen. Wrede, der es sich nebenbei zur be-
sonderen Pflicht machte, den Grafen Schulenburg unausgesetzt
in genauer Kenntniß von Allem zu halten, was auf die säch-
sische Angelegenheit Bezug hatte, und alle Schritte mit ihm zu
verabreden, welche zur Förderung derselben dienlich schienen,
ertlärte laut, Baiern werde seine gesamte Streitmacht an die-
jenige Macht anschließen, welche der unmäßigen Ausdehnung.
1) Seine Depeschen in: G. H. Graf zu Münster, Politische Süzzen
Über die Lage Europas vom Wiener Congreß bis zur Gegenwart (1867),
S. 180. 199.
Flathe, Keere Geschichte Sachseus. 19