Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Die sächsische Frage auf dem Congreß. 291 
beißt das öffentliche Recht in Europa vernichten und es unter 
die Herrschaft der Willkür und Gewalt stellen; sich zum Richter 
eines souverainen Fürsten aufwerfen, heißt alle Revolutionen 
für rechtmäßig erklären, ihn für verurtheilt ansehen, während 
er noch nicht gerichtet ist und nicht einmal gerichtet werden 
kann, heißt die ersten Elemente des natürlichen Rechtes und 
der Vernunft mit Füßen treten. Seine Entsehung würde aber 
nicht bloß eine widerrechtliche sondern auch eine unkluge Hand- 
lung sein. Preußen würde durch die Erwerbung von zwei 
Millionen widerwilliger Unterthanen nicht gestärkt sondern ge- 
schwächt, Deutschland dadurch der Gefahr innerer Unruhen und 
der Einmischung Frankreichs ausgesetzt, zwischen Osterreich und 
Preußen, deren Eintracht für seine Nuhe und Sicherheit so 
nothwendig ist, die Eifersucht aufs neue angefacht werden. Für 
England wäre es kein Gewinn, wenn einer der größten Meß- 
plätze Europas in preußische Hände fiele. Selbst die Absicht, 
Preußen dadurch zur Schutzmauer gegen Rußland zu macken, 
würde nicht erreicht, eher die Gefahr vergrößert, daß es um 
in Deutschland weitere Vergrößerungen zu erzwingen Rußland 
in seinen Plänen auf die Türkei unterstütze. Noch deutlicher 
war die Sprache der pariser Regierungsblätter; Frankreich, 
verkündeten sie pomphaft und drohend, nehme jetzt die Rolle 
als Beschützer der Schwachen und Vertheidiger der Unterdrückten 
wieder auf. 
Je lauter dieser Widerspruch sich ankündigte, um so nach- 
drücklicher drang Stein darauf vie Übergabe der Verwaltung 
Sachsens an Preußen nicht länger zu berzzgern. Am 18. October 
genehmigte auf seinen Antrag Alexander das Protokoll vom 
28. September, worauf Stein dem Fürsten Repnin den Befehl 
ertheilte diese Anordnung in Vollzug zu setzen. Um die Besitz- 
nahme unwiderruflich zu machen, hatte er schon im August den 
Antrag gestellt, den Prinzen Wilhelm, des Königs Bruder, 
der durch Adel und Milde des Charakters vorzugsweise befähigt 
schien die Herzen der neuen Unterthanen zu gewinnen, an die 
Spitze der Verwaltung Sachsens zu stellen, allein Friedrich 
Wilhelm III. kämpfte damals noch unter dem Eindrucke der 
19“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.