Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

294 Das fremde Courernement unl.d der wiener Congreß. 
wird der Maßstab für diejenige sein, die ich selbst für dasselbe 
in allem, was es interessieren kann, haben werde“ Doch 
Talleyrand kannte den Vortheil der von ihm eingenommenen 
Position zu gut um sich durch diesen auf Murat gehenden Wink 
zur Preisgebung derselben verleiten zu lassen. Abgewiesen von 
ihm wendete sich Alexander nun an den König von Preußen. 
Am 6. November, beim vertraulichen Mahle, entlockte er ihm 
durch einen pathetischen Apell an ihre alte Freundschaft und 
Waffenbrüderschaft das bedingungslose Versprechen, ihn in seinen 
polnischen Plänen unterstützen zu wollen. Der schnell herbei- 
gerufene Hardenberg, wie bestürzt er auch war, besaß nicht die 
Energie sich gegen den persönlichen Entschluß des Königs auf- 
zulehnen und begnügte sich den Kaiser im Interesse eines fried- 
lichen Ausgleichs wenigstens zu einiger Einschränkung seiner 
Ansprüche zu bewegen. Damit hatte also der König von Preußen 
in einer augenblicklichen Aufwallung des Gefühls der ihm so 
wichtigen, wenn auch keineswegs unbedingt zuverlässigen Ver- 
bindung mit England entsagt, seine Entschädigungsansprüche, 
speciell die auf Sachsen, beruhten fortan nur noch auf der 
Unterstützung durch Rußland, ohne daß irgend etwas geschehen 
war um sich dieser in rechtlich bindender Form zu versichern. 
Das unmittelbare Ergebniß dieser plötzlichen Wendung war, 
daß sich die Parteistellung unter den Großmächten schroffer als 
bisher entwickelte, daß der gemeinsame Widerstand gegen die 
Absichten Rußlands und Preußens England und Osterreich zur 
Annäherung an Frankreich trieb. Talleyrand frohlockte, seine 
kühnsten Hoffnungen waren übertroffen; von dem geheimen 
Artikel des pariser Friedens war nicht mehr die Rede, aus 
allen Kräften suchte er Castlereaghs und Metternichs Groll 
gegen das abtrünnige Preußen und das ehrgeizige Rußland zu 
reizen. Wenn trotzdem beide sich nicht so eifrig zeigten, wie 
er wünschte, so trug hauptsächlich das Mißtrauen in die Kraft 
des bourbonischen Frankreich die Schuld. Mit desto größerer 
Befriedigung erfüllte ihn die Haltung der Vertreter der Rhein- 
bundstaaten, deren Sprache gegen die Ländergier Preußens, 
gegen die an Sachsen verübte Rechtsrerletzung, über dessen
	        
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