Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

808 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
Castlereagh, 26. December, begleitete Talleyrand mit der sehr 
schlau auf die politischen Ansichten der englischen Tories berech- 
neten Anmerkung: „Das große und letzte Ziel, nach welchem 
Europa streben muß, das einzige, welches Frankreich sich steckt, 
ist, die Revolution zu schließen und so einen wirklichen Fried- 
stand zu gründen, was nur durch den vollständigen Triumph 
derjenigen Principien geschehen kann, zu deren Vertheidigung 
Europa sich gewaffnet hat. Anfangs wurde der Kampf zwischen 
den revolutionären und den monarchischen Principien geführt, 
nach dessen Beendigung zwischen den revolutionären Dynastien 
und den legitimen; diese haben gesiegt; die revolutionären 
Dynastien sind verschwunden bis auf eine, die legitimen Dyna- 
stien sind hergestellt, aber eine ist bedroht. Damit also die 
Revolution vollständig beendigt werde und das Princip der 
Legitimität ohne Einschränkung triumphiere, muß der König 
von Sachsen und sein Königreich erhalten bleiben und Neapel 
seinem legitimen Souverain zurückgegeben werden.“ 
Mit Unwillen wurde dieses Angebot eines Fünftheils von 
Sachsen, das allen bisher zwischen Preußen und Osterreich 
gewechselten Erklärungen zuwiderlief, von der Gegenseite zurück- 
gewiesen. Die im Einverständniß mit Alexander festgestellte 
preußische Antwort 1) bestand auf der Unzertrennbarkeit Sach- 
sens. Preußen, machte sie geltend, dürfe nicht so hingestellt 
werden, daß es mit Nothwendigkeit nach Vergrößerung streben 
müsse; die demselben zugesicherte geographische Abrundung sei 
nur durch Überlassung von ganz Sachsen zu erreichen, außer- 
dem würde das Verbleiben des Königs von Sachsen in seinem 
Lande große Nachtheile für ihn selbst, für den verbleibenden 
wie für den abgetretenen Theil und durch die Bildung eines 
Herdes von Intriguen und Kabalen für die Ruhe beider 
Staaten wie für das gute Einvernehmen zwischen Osterreich 
und Preußen haben. Preußen biete ihm daher statt der 
früher angebotenen Entschädigung eine doppelt so große auf dem 
1) vom 16. December. Klüber VII, 40. „Eine publiciftsche 
Rhapsodie ohne allen Gchalt“ nennt sie Schulenburg.
	        
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