808 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß.
Castlereagh, 26. December, begleitete Talleyrand mit der sehr
schlau auf die politischen Ansichten der englischen Tories berech-
neten Anmerkung: „Das große und letzte Ziel, nach welchem
Europa streben muß, das einzige, welches Frankreich sich steckt,
ist, die Revolution zu schließen und so einen wirklichen Fried-
stand zu gründen, was nur durch den vollständigen Triumph
derjenigen Principien geschehen kann, zu deren Vertheidigung
Europa sich gewaffnet hat. Anfangs wurde der Kampf zwischen
den revolutionären und den monarchischen Principien geführt,
nach dessen Beendigung zwischen den revolutionären Dynastien
und den legitimen; diese haben gesiegt; die revolutionären
Dynastien sind verschwunden bis auf eine, die legitimen Dyna-
stien sind hergestellt, aber eine ist bedroht. Damit also die
Revolution vollständig beendigt werde und das Princip der
Legitimität ohne Einschränkung triumphiere, muß der König
von Sachsen und sein Königreich erhalten bleiben und Neapel
seinem legitimen Souverain zurückgegeben werden.“
Mit Unwillen wurde dieses Angebot eines Fünftheils von
Sachsen, das allen bisher zwischen Preußen und Osterreich
gewechselten Erklärungen zuwiderlief, von der Gegenseite zurück-
gewiesen. Die im Einverständniß mit Alexander festgestellte
preußische Antwort 1) bestand auf der Unzertrennbarkeit Sach-
sens. Preußen, machte sie geltend, dürfe nicht so hingestellt
werden, daß es mit Nothwendigkeit nach Vergrößerung streben
müsse; die demselben zugesicherte geographische Abrundung sei
nur durch Überlassung von ganz Sachsen zu erreichen, außer-
dem würde das Verbleiben des Königs von Sachsen in seinem
Lande große Nachtheile für ihn selbst, für den verbleibenden
wie für den abgetretenen Theil und durch die Bildung eines
Herdes von Intriguen und Kabalen für die Ruhe beider
Staaten wie für das gute Einvernehmen zwischen Osterreich
und Preußen haben. Preußen biete ihm daher statt der
früher angebotenen Entschädigung eine doppelt so große auf dem
1) vom 16. December. Klüber VII, 40. „Eine publiciftsche
Rhapsodie ohne allen Gchalt“ nennt sie Schulenburg.