Theilnahme der Sachsen am Felbzuge von 1815. 337
Clemens, welche der Kaiser Franz auf Bitten des Königs der-
selben aggregiert hatte, in Begleitung des Generals v. Watzdorf
abgegangen waren. Indes der rasche Verlauf des Kriegs er-
möglichte die Ausführung dieses Wunsches erst so spät, daß sie
zur Theilnahme an entscheidenden Actionen nicht mehr gelang-
ten, und so blieb unglücklicherweise den Sachsen die Gelegenheit
versagt, auf dem Schlachtfelde ihre napoleonischen Traditionen
mitsamt dem Groll gegen ihre preußischen Waffenbrüder zu
vergessen und vergessen zu machen. Nachdem die Armee zu
Osnabrück neu formiert worden war, löste sie, in einer Stärke
von 16000 Mann zu Fuß und 3000 zu Pferd, von dem
Herzoge von Sachsen-Koburg und unter diesem von Lecoq be-
fehligt, am 15. August vie Österreicher und Badener in der
Blokade von Schlettstadt und Neu-Breisach ab, wo sie, durch
sechs Bataillone Landwehr unter General v. Nostitz verstärkt,
bis zum 22. September blieb, um dann den weiteren Be-
wegungen der Osterreicher im Elsaß zu folgen. Nach dem
zweiten pariser Frieden führte Lecog den größten Theil des
Heeres nach Sachsen zurück, 5000 Mann unter General
v. Gablenz besetzten als ein Theil der in Frankreich verbleiben-
den Occupationsarmee des Departement du Nord und die
Umgebungen von Lille. 1817 kehrten 1000 Mann derselben,
Ende des folgenden Jahres auch die übrigen heim.
Dort hatte das preußische Gouvernement, nachdem am
29. Mai die aus sächsischen und preußischen Beamten zusammen-
gesetzte Friedensvollziehungs= und Auseinandersetzungscommission
ernannt worden war, am 5. Juni ihren Sitz von Dresden
nach Merseburg verlegt. Die neue Grenzlinie wurde gezogen.
Nicht ohne tiefen Schmerz trennten sich die beiden Theile nach
so langer Zusammengehörigkeit; von den Beamten traten die,
welche sich dem Gouvernement angeschlossen hatten, meist in
daß sie uns bestimmen milssen, alles anzuwenden, ja vielleicht, wenn
nöthig, sogar die Hoffnung auf Subsidien aufzugeben, um nur unsere
Armee zur Dioposition derjenigen Macht zu bringen, welche unsere natür-
liche Beschltzerin ist und so lange bleiben wird, bis eine neue Umwälzung
der politischen Verhältnisse erfolgt.“
Flathe, Neuere Geschichte Sachsens. 22