Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Steins Achtung. Krieg gegen Osterreich 1809. 29 
das Blatt „ganz im Geiste des Systems des Vaterlandes und 
seines Fürsten zu leiten“. Zum sehr gefälligen Werkzeuge bei 
diesem Geschäfte gab sich des Königs Flügeladjutant, Major 
Thielmann 1), her, seit jener Audienz zu Merseburg ein feuriger 
Bewunderer Napoleons, gegenwärtig dem Marschall Davout 
als Mittelsperson in dessen Verkehr mit den sächsischen Be- 
börden beigegeben, mit dessen besonderem Vertrauen beehrt 
und eifrig beflissen, den Marschall von der unbedingten Er- 
gebenheit des sächsischen Cabinets zu überzeugen. 
Noch aber war das Jahr 1808 nicht zu Ende, als der 
politische Horizont sich aufs neue zu umdüstern anfing. Es 
war kein Zweifel mehr, Osterreich hatte, bauend auf Napoleons 
Verwicklung in den spanischen Aufstand, den Entschluß zum 
Kriege gefaßt. Thielmann begab sich nach Dresden, um zu 
beobachten, was jenseits der böhmischen Grenze vorgehe und 
darüber an Davout zu berichten. Auch Napoleons Adlerauge 
verfolgte aus der Ferne, was sich an der Donau vorbereitcte; 
schon am 15. Januar lenkte er von Valladolid aus die Auf- 
merksamkeit des Königs von Sachsen, der sich eben in Warschau 
befand, aber seinen dortigen Aufenthalt, wie nöthig er auch 
war, aus Rücksicht auf die beunruhigende politische Lage ab- 
kürzte, auf Osterreichs Rüstungen. „Was denken Ew. Maj.", 
schrieb er grollend, „von dieser Thorheit des wiener Hofes? 
Rußland ist entrüstet über dieses Verfahren und kann es nicht 
begreifen. Sollten die Wasser der Donau die Eigenschaft der 
Lethe angenommen haben? Jedenfalls bin ich bereit, den Hand- 
schuh aufzuheben, wenn Osterreich mir ihn hinwirft, und den 
Rheinbund mit 300000 Mann zu decken. Ich bitte Ew. Moj. 
mich für alle Fälle von dem genauen Etat Ihrer Truppen zu 
1) Geboren 1765 zu Dresden als Sohn eincs kurfürstlichen Ober- 
rechnungsraths, vom Vater ursprünglich für das Rechtsstudium bestimmt, 
trat derselbe 1782 ins Heer, machte die Rheinfeldzge mit, wohnte 1807 
als Adjutant des Generals v. Polenz der Belagerung von Danzig, dar- 
auf auch der Schlacht bei Friedland bei. Vgl. über ihn v. Holten 
dorff, Beiträge zu der Biographie des Generals Freiherrn v. Thielmann 
(1830).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.