Steins Achtung. Krieg gegen Osterreich 1809. 29
das Blatt „ganz im Geiste des Systems des Vaterlandes und
seines Fürsten zu leiten“. Zum sehr gefälligen Werkzeuge bei
diesem Geschäfte gab sich des Königs Flügeladjutant, Major
Thielmann 1), her, seit jener Audienz zu Merseburg ein feuriger
Bewunderer Napoleons, gegenwärtig dem Marschall Davout
als Mittelsperson in dessen Verkehr mit den sächsischen Be-
börden beigegeben, mit dessen besonderem Vertrauen beehrt
und eifrig beflissen, den Marschall von der unbedingten Er-
gebenheit des sächsischen Cabinets zu überzeugen.
Noch aber war das Jahr 1808 nicht zu Ende, als der
politische Horizont sich aufs neue zu umdüstern anfing. Es
war kein Zweifel mehr, Osterreich hatte, bauend auf Napoleons
Verwicklung in den spanischen Aufstand, den Entschluß zum
Kriege gefaßt. Thielmann begab sich nach Dresden, um zu
beobachten, was jenseits der böhmischen Grenze vorgehe und
darüber an Davout zu berichten. Auch Napoleons Adlerauge
verfolgte aus der Ferne, was sich an der Donau vorbereitcte;
schon am 15. Januar lenkte er von Valladolid aus die Auf-
merksamkeit des Königs von Sachsen, der sich eben in Warschau
befand, aber seinen dortigen Aufenthalt, wie nöthig er auch
war, aus Rücksicht auf die beunruhigende politische Lage ab-
kürzte, auf Osterreichs Rüstungen. „Was denken Ew. Maj.",
schrieb er grollend, „von dieser Thorheit des wiener Hofes?
Rußland ist entrüstet über dieses Verfahren und kann es nicht
begreifen. Sollten die Wasser der Donau die Eigenschaft der
Lethe angenommen haben? Jedenfalls bin ich bereit, den Hand-
schuh aufzuheben, wenn Osterreich mir ihn hinwirft, und den
Rheinbund mit 300000 Mann zu decken. Ich bitte Ew. Moj.
mich für alle Fälle von dem genauen Etat Ihrer Truppen zu
1) Geboren 1765 zu Dresden als Sohn eincs kurfürstlichen Ober-
rechnungsraths, vom Vater ursprünglich für das Rechtsstudium bestimmt,
trat derselbe 1782 ins Heer, machte die Rheinfeldzge mit, wohnte 1807
als Adjutant des Generals v. Polenz der Belagerung von Danzig, dar-
auf auch der Schlacht bei Friedland bei. Vgl. über ihn v. Holten
dorff, Beiträge zu der Biographie des Generals Freiherrn v. Thielmann
(1830).