872 Sachsen von 1815—1833.
mingsche Blindeninstitut zu Dresden in eine öffentliche Anstalt
verwandelt, die 1811 auf dem Sonnenstein eingerichtete aber
durch den Krieg vertriebene Heil- und Verpflegungsanstalt für
Gemüthskranke 1816 wiederhergestellt, das Landarbeitshaus zu
Colditz 1817 zu einer allgemeinen Corrections= und Landes-
gefängnißanstalt erweitert, die früher zu Langendorf bei Weißen-
fels bestandene Landeswaisenanstalt nach Bräunsdorf bei Freiberg
verlegt.
An gutem Willen, die Spuren der letzten Heimsuchungen
zu verwischen, fehlte es der Regierung nicht und Dank der
Arbeitsamkeit, Verständigkeit und Genügsamkeit der Bevölkerung
kam sie damit wirklich trotz großer Hindernisse in manchen
Stücken zu Stande, ein Resultat, das um so höbere Anerken-
nung verdient, als Sachsen, ehe noch die schreckliche Erschütterung
aller wirthschaftlichen Verhältnisse, die der Krieg mit seinen
Verwüstungen, seinen Stockungen und seinem vielfachen Besitz-
wechsel im Gefolge hatte, auch nur annähernd verwunden war,
gleich einem großen Theile von Europa in den Jahren 1816
und 1817 in Folge von Mißernten auch noch durch langan-
baltende und bei der Mangelhaftigkeit der damaligen Verkehrs-
mittel doppelt schweren Theuerung heimgesucht wurde. Der
Staat, in seiner damaligen finanziellen Bedrängniß außer Stand
mit directer Hilfe einzuschreiten, mußte sich, man darf sagen
glücklicherweise, in der Hauptsache auf Beschaffung von Verdienst
für die Nothleidenden, auf Vorschüsse an die hilfsbedürftigen Ge-
meinden und Bezirke besonders zu Ankauf von Getreide im Aus-
lande und auf Ermunterung der Privatwohlthätigkeit beschräuken,
welche letztere sich denn auch auf das Glänzendste bewährte 7).
Das eine Gute hatte diese Theuerung jedenfalls, daß sie in
Sachsen, welches mit einer Volksdichtigkeit von 5000 Seelen
auf die Quadratmeile schon damals zu den bevölkertsten Län-
dern Europas gehörte, nachdrücklicher als eine theoretische Aus-
einandersetzung es je vermocht hätte, die Aufmerksamkeit auf
1) Bülau, Neue Jahrbücher der Geschichte und Politik 1847 II,
ff.