Die Stände. 383
zwischen dem König und den Ständen seien, welche theils zur
Publikation überhaupt nicht geeignet seien, theils mehrfache
Erläuterungen erfordern würden, um nicht den Zweck, der von
der Theilnahme und Beurtheilung des Publikums erwartet
würde, nicht nur ganz zu verfehlen sondern auch selbst zu nach-
theiligen Wirkungen Anlaß zu geben, weil ferner der Abdruck
dieser Schriften der freien und unbefangenen Mittheilung der
ständischen Ansichten und Meinungen mehr hinderlich als nützlich
sein möchte“. Um indessen dem ständischen Wunsche so weit
thunlich Genüge zu leisten versprach der König, jedesmal nach
Beendigung des Landtags aus den zur Publikation geeigneten
Verhandlungen einen kurzen Auszug durch den Geheimen Rath
aufsetzen und durch den Druck bekannt machen zu lassen. Hier-
auf legten die Stände in der Bewilligungsschrift vom 27. Mai
1821 die Erklärung nieder: daß sie zwar die Überzeugung von
der Nothwendigkeit einer Üübersicht des Staatshauchaltes nicht
aufgeben könnten, jedoch in dankbarer Verehrung der vom
König stets beobachteten weisen Sparsamkeit und um dadurch
einen Beweis vertrauensvoller Anhänglichkeit an dessen Person
und Regierung darzulegen, zumal da gegenwärtig der Fall,
neue Abgaben augczuschreiben, nicht eintrete, diesen Wunsch der-
malen auf sich beruhen lassen, auch die nochmalige Wiederholung
des Wunsches nach Publicität der Verhandlungen der persön-
lichen Uüberzeugung des Königs aufopfern wollten"“. Man war
eben in der Stimmung, dem Alter und der unbezweifelten
Reinheit der Beweggründe des Königs für die voraussichtlich
nur noch kurze Dauer seiner Regierung vieles zu gute zu
halten. Wirklich wurde in Erfüllung der gegebenen Zusage ein
Auszug aus den Verhandlungen des Landtags von 1821 als
außerordentliche Beilage zur Gesetzsammlung gedruckt und ver-
sendet; derselbe fiel aber dermaßen dürftig aus, daß er für
das größere Publikum fast ungenießbar war.
Im Februar 1824 versammelten sich die Stände abermals.
Die immer allgemeiner werdenden Ideen von Offentlichkeit,
Denk-, Preß= und Sprechfreiheit, von Ausgleichung des Stan-
desunterschiedes durch den Einfluß der geistigen Bildung fanden