32 König Friedrich August I. 1806—1813.
das Land gänzlich von Vertheidigern entblößt wurde; gleichzeirig.
erhielt der dresdner Hof die Weisung, den diplomatischen Ver-
kehr mit Osterreich sofort abzubrechen?).
Am 22. März hatte Marschall Bernadotte, Fürst von
Pontecorvo, den Oberbefehl über das sächsische Corps über-
nommen. Obgleich er, gewöhnt weit stärkere Heerestheile zu
führen, diesen Auftrag als eine Zurücksetzung empfand, zumal
die Sachsen als die wegen ihrer geringeren Kriegstüchtigkeit
beim Kaiser am wenigsten gut angeschriebenen Rheinbunds-
truppen galten, so war er doch llug genug, seine neuen Unter-
gebenen dies nicht entgelten zu lassen und dem Unmuthe über
ihre mangelhafte Beschaffenheit nur in seinen Berichten an
Berthier Luft zu machen?). Das sächsische Contingent zählte
bei seinem Aufbruche am 15. April 23 Bataillone Infanterie
in zwei Dirisionen unter den Generalleutnants v. Zezschwitz
und v. Polenz, und zwei Reiterbrigaden, zusammen 16302
Mann mit 24 Geschützen; Chef des Generalstabs wurde statt
des Obersten v. Junck, der sich auf diese Stelle Rechnung ge-
macht hatte, aber durch Marcolini auf die Seite geschoben
worden war 5), Oberst v. Gersdorff. In Folge der unbestimm-
ten Nachrichten über die Stellung der beiderseitigen Armeen,
sowie der aufständischen Bewegungen in Norddeutschland rückte
das Corps nur langsam vorwärts, über Gera nach Weimar,
von da nach Rudolstadt, wo Bernadotte den Befehl traf, sich
gegen Böhmen zu wenden, um den Rücken des Erzherzogs
Karl zu bedrohen, einen Theil der feindlichen Streitkräfte auf
sich zu ziehen und sodann die Vereinigung mit der großen
1) Napoleon an Bourgoing am 19. April: „Le ministre d’Autriche
à Dresde doit étre chassé sans delai, celui de Sarc à vVienne mp-
Pellé et ln guerre déclarse. Le roi doit, je pense, quitter Dresde pour
Fapprocher du Rhin. Je# ’'ai besoin de Vous dire, dque tous mes
Palais de France sont 5 sa disposition. Toutefois son absence de so
cupitale ne sera pas longue.“ Corresp. de Nap. XVIII, 489.
2) Pelet, Mömoires sur la guerre de 1809 (1824) II, 428 84.
3) Senfft, Mémoires, p. 7. Senffts scharfes Urtheil Über v. Gers-
dorff ebendas., S. 74.