Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Dresdner und leipziger literarische Kreise. 40 
machte, wennschon die unter seinen Auspicien 1827 begründete 
Morgenzeitung der Verspertina gegenüber das Feld nicht zu 
behaupten vermochte. Um Tieck bildete sich ein eigener Kreis 
von Verehrern, v. Brunnow, Graf W. v. Bandissin, Ed. 
v. Bülow u. A., und sein Salon erhielt durch die musterhaften 
Vorlesungen des Dichters eine Art europäischen Ruf. In Be- 
rührung mit allen diesen Kreisen, jedoch durch die doppelte 
Vornehmheit des Hoftons und der akademischen Gelehrsamkeit 
von ihnen geschieden, stand der 1827 zum königlichen Leibarzt 
ernannte C. G. Carus, Naturphilosoph und einer jener seltenen 
Männer der allgemeinen Bildung, welche ihr besonderes Fach 
stets in dessen Beziehung zur gesamten Wissenschaft anzuschauen 
wissen, daher auch von einer über seinen ärztlichen Beruf weit 
hinausreichenden Wirksamkeit 1). 
Früher als in Dresden war in Leipzig die schönwissenschaft- 
liche Thätigkeit erwacht, doch aber auch hier ohne einen höheren 
Flug zu nehmen; das bonapartistische Sachsen übte gerade auf 
die besten Geister der Nation keinerlei Anziehungskraft. In 
Leipzig bildeten S—A.-Mahlmann, seit 1805 Redacteur der 
von seinem Schwager K. Spazier gegründeten und für ihr 
Genre tonangebend gewordenen Zeitung für die elegante Welt, 
von 1810 — 1818 Plchter der Leipziger Zeitung (bis dahin 
Leipziger Postzeitungen) sowie der Fama, sein auf verschiedenen 
Gebieten rastlos thätiger und besonders um Leipzigs muffkalische 
Bildung verdienter Freund Fr. Rochlitz, und der Professor der 
Philosophie J. A. Wendt, Herausgeber des Taschenbuchs zum 
geselligen Vergnügen, des Leipziger Kunstblattes 2c. ein Kleeblatt 
unirersell gebildeter Männer, welche die schönen Künste, wenn 
auch nicht eben durch eigene Productionen, doch durch Kritik und 
Lehre färderten. Neben ihnen besaßen der Senator J. A. Apel, 
1) v. Geber, K. M. v. Weber II, 2ff. — Grenzboten 1869, Hft. I, 
Nr. 20. — K. Försters Biographie (1846). — Carus, Lebenserinne- 
rungen und Denkwürdigkeiten, 4 Bde. (1865). — v. Friesen, Ludwig 
Tieck (1871), 1 B. 
2) Aus dessen Gespensterbuch Weber und Kind den Text zum Frei- 
schütz nahmen. 
26.
	        
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