Dresdner und leipziger literarische Kreise. 40
machte, wennschon die unter seinen Auspicien 1827 begründete
Morgenzeitung der Verspertina gegenüber das Feld nicht zu
behaupten vermochte. Um Tieck bildete sich ein eigener Kreis
von Verehrern, v. Brunnow, Graf W. v. Bandissin, Ed.
v. Bülow u. A., und sein Salon erhielt durch die musterhaften
Vorlesungen des Dichters eine Art europäischen Ruf. In Be-
rührung mit allen diesen Kreisen, jedoch durch die doppelte
Vornehmheit des Hoftons und der akademischen Gelehrsamkeit
von ihnen geschieden, stand der 1827 zum königlichen Leibarzt
ernannte C. G. Carus, Naturphilosoph und einer jener seltenen
Männer der allgemeinen Bildung, welche ihr besonderes Fach
stets in dessen Beziehung zur gesamten Wissenschaft anzuschauen
wissen, daher auch von einer über seinen ärztlichen Beruf weit
hinausreichenden Wirksamkeit 1).
Früher als in Dresden war in Leipzig die schönwissenschaft-
liche Thätigkeit erwacht, doch aber auch hier ohne einen höheren
Flug zu nehmen; das bonapartistische Sachsen übte gerade auf
die besten Geister der Nation keinerlei Anziehungskraft. In
Leipzig bildeten S—A.-Mahlmann, seit 1805 Redacteur der
von seinem Schwager K. Spazier gegründeten und für ihr
Genre tonangebend gewordenen Zeitung für die elegante Welt,
von 1810 — 1818 Plchter der Leipziger Zeitung (bis dahin
Leipziger Postzeitungen) sowie der Fama, sein auf verschiedenen
Gebieten rastlos thätiger und besonders um Leipzigs muffkalische
Bildung verdienter Freund Fr. Rochlitz, und der Professor der
Philosophie J. A. Wendt, Herausgeber des Taschenbuchs zum
geselligen Vergnügen, des Leipziger Kunstblattes 2c. ein Kleeblatt
unirersell gebildeter Männer, welche die schönen Künste, wenn
auch nicht eben durch eigene Productionen, doch durch Kritik und
Lehre färderten. Neben ihnen besaßen der Senator J. A. Apel,
1) v. Geber, K. M. v. Weber II, 2ff. — Grenzboten 1869, Hft. I,
Nr. 20. — K. Försters Biographie (1846). — Carus, Lebenserinne-
rungen und Denkwürdigkeiten, 4 Bde. (1865). — v. Friesen, Ludwig
Tieck (1871), 1 B.
2) Aus dessen Gespensterbuch Weber und Kind den Text zum Frei-
schütz nahmen.
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