Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

404 Sachsen von 1815—1833. 
der Oberhofgerichtsrath H. Blümner, der Geschichtsschreiber 
des leipziger Theaters, der auf seiner Liebhaberbühne den 
Cultus des classischen Dramas unterhielt, der Übersetzer und 
Lustspieldichter G. H. A. Wagner und die Romanschriftstellerin 
Benedicte Neubert einigen literarischen Ruf. Ab und zu ver- 
kehrte in diesen Kreisen Müllner aus Weißenfels, während der 
Sonderling Seume (st. 1810) den Abend seines Lebens ver- 
einsamt als Corrector in der Druckerei seines Freundes Gsschen 
zu Grimma verlebte. Seit dem Ende des Kriegs machten 
einzelne reiche Patricier, z. B. Hofrath J. G. Keil, später 
W. Ch. L. Gerhard, ihre Häuser zu Sammelpunkton für die 
Freunde der Literatur und Kunst und traten dadurch auch zu 
Goethe in mancherlei Beziehung; ein besonderer Kreis meist 
jüngerer, durch die Romantiker angeregten Köpfe gruppierte 
sich eine Zeit lang um Ad. Müller, 1815— 1827 österreichischen 
Generalconsul in Leipzig ). 
Wie natürlich stand in jener Zeit der politischen Stag- 
nation besonders das Theater im Vordergrunde der geistigen 
Interessen. Es war dem russischen Gouvernement vorbehalten, 
die deutsche Schauspielkunst in Dresden aus ihrer bisherigen 
Stellung als Stiefkind neben der allein hoffähigen italienischen 
Oper zu erlösen, indem es nach Aufhebung des Vertrags mit 
dem Unternehmer Seconda das Theater zur Staatsanstalt 
erklärte und mit deren Oberleitung den Hofmarschall v. Racknitz 
betraute. Diese Organisation ließ der König bei seiner Rück- 
kehr bestehen und 1824 wurde L. Tieck als Dramaturg für 
die Hofbühne gewonnen, die sich während seiner Theilnahme 
zu einer auch nach seinem Rücktritt noch fortwirkenden Blüthe 
entwickelte. Zu den vorhandenen Kräften, einem Hellwig, 
Julius, Burmeister, dem Ehepaar Werdy, den Damen Schirmer 
und Hartwig, traten Pauli, K. Devrient, die Gley (spätere 
Frau Rettig) hinzu; Shakespeare wurde auf der Hofbühne 
eingebürgert. Nacknitz' Nachfolger, Graf Vitzthum, setzte, nach- 
dem bereits Dreyßig mit seiner der berliner nachgebildeten 
1) Kneschke, keipzig seit hundert Jahren.
	        
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