404 Sachsen von 1815—1833.
der Oberhofgerichtsrath H. Blümner, der Geschichtsschreiber
des leipziger Theaters, der auf seiner Liebhaberbühne den
Cultus des classischen Dramas unterhielt, der Übersetzer und
Lustspieldichter G. H. A. Wagner und die Romanschriftstellerin
Benedicte Neubert einigen literarischen Ruf. Ab und zu ver-
kehrte in diesen Kreisen Müllner aus Weißenfels, während der
Sonderling Seume (st. 1810) den Abend seines Lebens ver-
einsamt als Corrector in der Druckerei seines Freundes Gsschen
zu Grimma verlebte. Seit dem Ende des Kriegs machten
einzelne reiche Patricier, z. B. Hofrath J. G. Keil, später
W. Ch. L. Gerhard, ihre Häuser zu Sammelpunkton für die
Freunde der Literatur und Kunst und traten dadurch auch zu
Goethe in mancherlei Beziehung; ein besonderer Kreis meist
jüngerer, durch die Romantiker angeregten Köpfe gruppierte
sich eine Zeit lang um Ad. Müller, 1815— 1827 österreichischen
Generalconsul in Leipzig ).
Wie natürlich stand in jener Zeit der politischen Stag-
nation besonders das Theater im Vordergrunde der geistigen
Interessen. Es war dem russischen Gouvernement vorbehalten,
die deutsche Schauspielkunst in Dresden aus ihrer bisherigen
Stellung als Stiefkind neben der allein hoffähigen italienischen
Oper zu erlösen, indem es nach Aufhebung des Vertrags mit
dem Unternehmer Seconda das Theater zur Staatsanstalt
erklärte und mit deren Oberleitung den Hofmarschall v. Racknitz
betraute. Diese Organisation ließ der König bei seiner Rück-
kehr bestehen und 1824 wurde L. Tieck als Dramaturg für
die Hofbühne gewonnen, die sich während seiner Theilnahme
zu einer auch nach seinem Rücktritt noch fortwirkenden Blüthe
entwickelte. Zu den vorhandenen Kräften, einem Hellwig,
Julius, Burmeister, dem Ehepaar Werdy, den Damen Schirmer
und Hartwig, traten Pauli, K. Devrient, die Gley (spätere
Frau Rettig) hinzu; Shakespeare wurde auf der Hofbühne
eingebürgert. Nacknitz' Nachfolger, Graf Vitzthum, setzte, nach-
dem bereits Dreyßig mit seiner der berliner nachgebildeten
1) Kneschke, keipzig seit hundert Jahren.