Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

406 Sachsen von 1815—1833. 
spielergesellschaft nur fremde Truppen, z. B. 1807 die wei- 
marer, 1813 die dessauer, zu welcher L. Devrient unter dem 
Namen Herzfeld gehörte, zu sehen bekommen hatte, der Wunsch 
nach dem Besitz eines eigenen Stadttheaters; am 26. August 
1817 wurde dasselbe in dem erweiterten Gebäude eröffnet. 
Sein erster Director, Th. Küstner, setzte in unverdrossener 
Hingebung Kraft und Vermögen daran um seiner Vaterstadt 
ein gutes Theater zu verschaffen und verstand es mit auf- 
opfernder Betriebsamkeit nicht nur demselben einen Kreis 
junger frischer Talente wie Stein, die Miedke, F. Lawe, Genast 
und Emil Devrient, der hier 1823 — 1828 den Grund zu 
seiner nachherigen Berühmtheit legte, und beider Gattinnen, 
die Schwestern Böhler, die Sängerinnen Canzi und Sessi, zu 
erhalten sondern erhob auch durch ein treffliches Repertoire 
die leipziger Bühne zu einer solchen Höhe, daß sie den ersten 
Deutschlands beigezählt werden durfte. Leider scheiterte nach 
Ablauf des Contracts 1828 der Fortbestand der Küstnerschen 
Direction an dem kleinlichsten Streite mit dem Magistrat um 
die Theatermiethe und Leipzig verlor damit eine Bühne, die 
es mit allen später gebrachten Opfern so nicht wieder hat 
zurückkaufen können 1). Erst nach einer unerfreulichen Zwischen- 
pause, während der die Intendantur der dresdner Bühne die 
Oberleitung des Stadttheaters führte, fand sich in der Person 
Ringelhardts wieder ein Privatunternehmer für dasselbe. Die 
Blüthe des Theaters that dem in Leipzig altbegründeten Cultus 
der Musik keinen Eintrag. Schicht, seit 1810 Cantor an der 
Thomasschule, gab dem Thomanerchor seine hohe Ausbildung; 
zu seinen Schülern gehörten K. G. Reißiger, J. Otto, 
Fr. Schneider, der Organist zu St. Thomä, der 1821 nach 
Dessau gieng, während sein Bruder Johann nach Görlitz und 
von da 1825 an die Sophienkirche nach Dresden berufen 
wurde, A. F. Anacker, seit 1822 Cantor in Freiberg, und 
F.-Zöllner, der Reformator des Gesangunterrichts in der Volks- 
schule und der Schöpfer des den Gesang zum Gemeingut 
1) Küstner, Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung (1853).
	        
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