Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Theater und Mustk in Leipzig. Bildende Klluste. 407 
machenden Männerquartettgesanges; besondere Pflege fand letz- 
terer in dem, zunächst zur Verbesserung des Kirchengesanges 
bestimmten Universitätsgesangverein zu St. Pauli, dem Vor- 
bilde ähnlicher Vereine auf anderen Hochschulen. Im Jahre 
1809 wurden neben den Gewandhausconcerten die Quartett- 
abende für Kammermusik eingerichtet. 
Um so kümmerlicher war es um die bildenden Künste be- 
stellt. Der Sinn für architectonische Schönheit war der ganzen 
Generation noch' nicht aufgegangen; die dresrner Akademie 
durchlebte eine dürre Zeit; 1820 wurde an des ermordeten 
v. Kügelchens Stelle Vogel (v. Vogelstein) dahin berufen, der, 
zum Hofmaler ernannt, die Fresken im pillnitzer Schloß malte, 
später aber nach München übersiedelte. Der Kupferstecher 
Müller, wohl der größte seiner Zeit, rerfiel in Wernsinn. 
Von einer eigenen Kunstschule, einer eigenthümlichen Nichtung, 
einer Reihe namhafter Meister und Jünger der Kunst, die in 
Dresden gebildet worden wäre, war trotz der dort ausgespei- 
cherten herrlichen Sammlungen keine Rede. Letztere, fast noch 
ein todter Schatz und von den Einheimischen so gut wie un- 
beachtet, wurden erst unter Graf Einsiedels interimistischer 
Direction von 1824—1827 dem Publikum etwas zugänglicher 
gemacht; er war es auch, der den verdienten W. G. Lohrmann 
zum Oberinspector des mathematischen Salons berief, M. Steinla, 
L. Gruner und E. Rietschel Mittel und Gelegenheit zu ihrer 
weiteren Ausbildung verschaffte. An der leipziger Kunstakademie 
wirkten der Kupferstecher und Baumeister J. F. K. Dauthe 
bis 1816, der Zeichner P. Ch. Zink und seit 1816 als Di- 
rector derselben V.- . Szeerr v. Carolsfeld, ein Schüler 
Osers (st. 1841). entvoller Dilettant war der Goethe 
befreundete Bürgermeister Ch. G. Hermann (st. 1813); der 
Baumeister und Proconsul Ch. L. Stieglitz beschäftigte sich mit 
der Geschichte der Baukunst und der als Landwirth berühmte 
M. Speck v. Sternburg (st. 1856) fand Zeit und Mittel, 
neben einer Musterwirthschaft, einer landwirthschaftlichen Lehr- 
anstalt und einer Bairischbierbrauerei auf seinem Rittergut 
Lützschena auch eine werthvolle Gemäldesammlung anzulegen.
	        
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