Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

412 Sachsen von 1815—1833. 
vertraten der 1811 als Professor der Psychiatrie berufene 
I. Ch. A. Heinroth, der Physiker und Chemiker L. W. Gilbert 
(st. 1819), Nachfolger des berühmten Mineralogen Ch. S. 
Weiß, der 1810 nach Berlin gieng und Vorgänger von H. W. 
Brandes (st. 1834), ferner J. C. A. Clarus, seit 1810 Vor- 
stand der Klinik und allmählich das Orakel der ganzen leipziger 
medicinischen Welt (st. 1854), der Anatom E. H. Weber seit 
1821, dessen Bruder Wilhelm 1831 nach Göttingen gieng, 
der Botaniker F. Schwägrichen (st. 1833) und A. F. Möbius, 
seit 1816 Director der Sternwarte (st. 1868); es entbrannte 
damals in der medicinischen Wissenschaft ein lebhafter Streit 
zwischen der Allsopathie und der neuen Lehre der Homsopathie, 
deren Begründer, S. Chr. Hahnemann aus Meißen, 1820 
aus Unmuth über den Einspruch der leipziger Apotheker gegen 
sein Selbstdispensieren nach Köthen zog. Die philosophische 
Facultät gewann an K. H. L. Pölitz, der 1815 bei Vereini- 
gung der Universität Wittenberg mit der zu Halle von jener 
als Professor der sächsischen Geschichte nach Leipzig übersiedelte 
und nach G. A. Arndts Tode 1819 auch die Staatswissen- 
schaften vertrat, eine bei allem Fleiß nur mittelmäßige Kraft. 
Weit einflußreicher wurde W. Tr. Krug, seit 1809, allerdings 
weder durch sein System des transscendentalen Synthetismus, 
mit welchem er sowohl Kants Kriticismus als auch Fichte's 
Jvealismus zu bekämpfen versuchte, noch überhaupt durch Tiefe 
der Gelehrsamkeit oder schöpferische Gedanken sondern durch die 
Unermüdlichkeit, Freisinnigkeit und patriotische Wärme, mit 
denen er in Wort und Schrift 1) für Niederreißung aller un- 
volksthümlichen Schranken in Wissenschaft und Leben eintrat, 
die vertotteten politischen Zustände und alle religiöse Unduld- 
samkeit bekämpfte und dadurch mehr als irgend ein Anderer 
dazu beitrug in Sachsen den erstorbenen nationalen und poli- 
tischen Sinn zu beleben und die Anschauungen der Gebildeten 
im Volke zu erweitern. In der Philologie glänzte als Stern 
1) Außer einigen lateinischen Aussätzen und zahllosen Rerenstonen hat 
er ungefähr 150 größere und kleinere deutsche Schriften verfaßt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.