416 Sachsen von 1815—1833.
Kein Wunder also, daß von Anfang herein die öffentliche
Meinung gegen den König Anton eingenommen war, zumal zu
den gegründeten Bedenken noch allerhand Gerüchte über seine
angebliche Bigotterie und Befürchtungen wegen Beeinträchtigung
der protestantischen Kirche auf Kosten der Katholiken kamen,
die bei dem Mangel einer öffentlichen Discussion ungehindert
um sich griffen, und man war nicht gemeint dem neuen Könige
dieselbe zarte Rücksicht angedeihen zu lassen wie dem verstor-
benen. Um so sehnsuchtsvoller richteten sich alle Blicke auf
den Prinzen Friedrich, der in der Vollkraft des jugendlichen
Mannesalters stehend und mit seiner ganzen Bildung der neuen
Zeit angehörig sich voll redlichem Ernst den Staatsgeschäften
widmete und vor allem als ein Gegner der Hofgeistlichkeit so-
wohl als des Cabinetsministers galt. Dennoch aber gewannen
dem Könige seine ungemeine Gutmüthigkeit, sein natürliches,
heiteres, von der Steifheit seines Bruders weit abstechendes
Wesen die Herzen des Volkes wider Erwarten schnell, wie sie
denn auch den ihm später beigelegten Beinamen des Gütigen
gerechtfertigt haben. Seine erste Regierungshandlung war,
daß er sämtlichen Vasallen die übliche Lehensmuthung, einen
Betrag von wenigstens 1 Million Thaler, erließ; eine zweite
der Befehl, das Schwarzwild in den königlichen Revieren nieder-
zuschießen, das Rothwild zu vermindern und in Gehege einzu-
schließen, was unzählige Beschwerden beseitigte und die Wild-
schädenrergütungen von jährlich 40= bis 50000 Thalern auf
4000 Thaler verminderte. Dagegen erinnerte das altväterische
Gepränge der feierlichen Erbhuldigung 1), die das Königspaar
1) Bei der Erbhuldigung der Oberlausitz, zu welcher ein Hofftaat von
370 Personen den König begleitete, erließ derselbe zu Ersparung aller
Kosten sowohl den Entgegenritt der Landstände als auch die Bewirthung
durch dieselben und die Üblichen Präsente. Der König wurde nur durch eine
Dexutation an der Grenze empfangen und nach Bauten geleitet. Dieses
Huldigungspräsent war zum erstenmale im Jahre 1769 Überreicht worden,
bestehend in 1 Faß Rhein- und 1 Faß meißner Wein, 10 Viertel Bier,
1 gemästeten Ochsen, 2 gemästeten Schweinen, 6 Schöpsen, 4 Kälbern,
6 türkischen Lühnern, 6 Lämmern, 30 Kapphähnen, 60 alten Hühnern,