Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

König Anton. Katholische Umtriebe. 43 
Fürsten, um Auphören der Ketzerei zu beten. Ein Schrei der 
Entrüstung über ein solches Unterfangen gieng durch das ganze 
Land. Eine Anzahl dresdner Bürger reichte beim Stadtrath 
eine sehr ernste Vorstellung mit der Bitte ein, ihre Beschwerde 
vor den Thron zu bringen. Da die Behärden die Angriffe 
der katholischen Presse gegen die Protestanten duldeten, so 
blieben diese die Antwort nicht schuldig; es entbrannte ein 
heftiger Broschürenkrieg; ein Hirtenbrief Mauermanns vom 
13. April 1826 goß neues Ol ins Feuer und Krug erhob 
sofort gegen die darin enthaltenen Anmaßungen laut seine 
Stimme 1); zuletzt untersagte ein königliches Rescript vom 
12. Juli 1826 beiden Theilen die Fortsetzung der die gegen- 
seitige Erbitterung der Confessionen erregenden Polemik; nichts- 
destoweniger wurde kurze Zeit darauf eine Schmähschrift gegen 
die Reformationspredigt des neustädter Pastors Schmaltz, ohne 
Druckort und Cenfur, in der katholischen Kirche öffentlich und 
ungehindert feilgeboten. 
Mitten in diese Erhitzung der Parteien fiel die Vorlegung 
des Gesetzentwurfs über die katholische geistliche Gerichtsbarkeit 
und die Regulierung der gegenseitigen Verhältnisse der katho- 
lischen und evangelischen Glaubensgenossen an die Stände von 
1824, welcher die durch den posener Frieden begründeten Ge- 
rechtsame der Katholiken zu vervollständigen bezweckte; die Stände 
jedoch wiesen 31. Juli 1824 diesen Entwurf, da er mit den 
Grundsätzen wahrer Religionsparität völlig unvereinbar sei und 
der katholischen Kirche Berechtigungen einräume, welche der 
protestantischen nie zugestanden hätten, zurück und beantragten 
die Umarbeitung und die nochmalige Vorlage desselben auf 
dem nächsten Landtage. Statt dessen veröffentlichte die Re- 
gierung jenen Entwurf unter nur theilweiser Berücksichtigung 
der von den Ständen entwickelten Bedenken und ohne die er- 
betene nochmalige Vernehmung mit denselben am 19. Februar 
1827 als Mandat, dem 20. Februar ein zweites, den Übertritt 
1) Krug, Die geistlichen Umtriebe und Umgriffe im Königreich Sachsen 
und dessen Nachbarschaft, zuerst in Bran's Minerva 1826.
	        
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