König Anton. Katholische Umtriebe. 43
Fürsten, um Auphören der Ketzerei zu beten. Ein Schrei der
Entrüstung über ein solches Unterfangen gieng durch das ganze
Land. Eine Anzahl dresdner Bürger reichte beim Stadtrath
eine sehr ernste Vorstellung mit der Bitte ein, ihre Beschwerde
vor den Thron zu bringen. Da die Behärden die Angriffe
der katholischen Presse gegen die Protestanten duldeten, so
blieben diese die Antwort nicht schuldig; es entbrannte ein
heftiger Broschürenkrieg; ein Hirtenbrief Mauermanns vom
13. April 1826 goß neues Ol ins Feuer und Krug erhob
sofort gegen die darin enthaltenen Anmaßungen laut seine
Stimme 1); zuletzt untersagte ein königliches Rescript vom
12. Juli 1826 beiden Theilen die Fortsetzung der die gegen-
seitige Erbitterung der Confessionen erregenden Polemik; nichts-
destoweniger wurde kurze Zeit darauf eine Schmähschrift gegen
die Reformationspredigt des neustädter Pastors Schmaltz, ohne
Druckort und Cenfur, in der katholischen Kirche öffentlich und
ungehindert feilgeboten.
Mitten in diese Erhitzung der Parteien fiel die Vorlegung
des Gesetzentwurfs über die katholische geistliche Gerichtsbarkeit
und die Regulierung der gegenseitigen Verhältnisse der katho-
lischen und evangelischen Glaubensgenossen an die Stände von
1824, welcher die durch den posener Frieden begründeten Ge-
rechtsame der Katholiken zu vervollständigen bezweckte; die Stände
jedoch wiesen 31. Juli 1824 diesen Entwurf, da er mit den
Grundsätzen wahrer Religionsparität völlig unvereinbar sei und
der katholischen Kirche Berechtigungen einräume, welche der
protestantischen nie zugestanden hätten, zurück und beantragten
die Umarbeitung und die nochmalige Vorlage desselben auf
dem nächsten Landtage. Statt dessen veröffentlichte die Re-
gierung jenen Entwurf unter nur theilweiser Berücksichtigung
der von den Ständen entwickelten Bedenken und ohne die er-
betene nochmalige Vernehmung mit denselben am 19. Februar
1827 als Mandat, dem 20. Februar ein zweites, den Übertritt
1) Krug, Die geistlichen Umtriebe und Umgriffe im Königreich Sachsen
und dessen Nachbarschaft, zuerst in Bran's Minerva 1826.