Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Umbildung des Staats. 449 
Leipzig eine Petition um eine Presbyterial- und Synodal- 
verfassung, der der größte Theil der evangelischen Geistlichkeit 
beitrat, an den König und Landtag gerichtet; da aber die Laien 
sich gegen den Plan ganz gleichgiltig verhielten, ja ihn sogar 
im Verdachte hierarchischer Bestrebungen hatten, so fand dieser 
erste Versuch der sächsischen Landeskirche eine Verfassung aus- 
zuwirken nirgends Anklang. Bloß die dritten Feiertage, zwei 
Marientage, das Michaelis-- und das Johannisfest verloren 
ihren kirchlichen Charakter. 
An die Umgestaltung der Verfassung schloß sich unmittelbar 
die der Verwaltung an. Durch Verordnung vom 7. November 
wurden das Geheime Cabinet und der Geheime Rath ausfgelöst 
und dafür sechs Ministerialdepartements errichtet, die mit dem 
1. December ihre Wirksamkeit begannen. v. Lindenau, die 
Seele der neuen Schöspfung, übernahm das Ministerium des 
Inneren als das für das politische Leben wichtigste, gab dasselbe 
aber im Jahre 1836 an v. Nostitz und Jänkendorf (bis 1844, 
st. 1858) ab, indem er Minister ohne Portefeuille blieb und 
das Directorium der Straf= und Versorgungsanstalten über- 
nahm, für das er auch allein Gehalt bezog; das Justiz- 
ministerium wurde, da der anfänglich dafür bestimmte Obercon- 
sistorialpräsident Gruner am 8. October 1831 gestorben war, 
dem Kanzler v. Könneritz übertragen; einen ausgezeichneten 
Finanzminister erhielt das Land an v. Zeschau (st. 1870), und 
damit das bürgerliche Element im Ministerium nicht fehle, 
übernahm das Ministerium des Cultus und äffentlichen Unter- 
richts Dr. Müller, den sein versöhnlicher Charakter und die als 
königlicher Commissar in Leipzig erworbene Popularität für 
diese Stelle empfahlen. Kriegsminister wurde v. Zezschwitz, 
das Außere behielt v. Minkwitz (bis 1835, st. 1857); H. G. 
v. Carlowitz erhielt als besondere Auszeichnung die Ernennung 
zum Staatsminister ohne Portefeuille 1), das Commando der 
Armee, welches seit Lecogs Tode Prinz Friedrich geführt hatte, 
v. Cerrini. Am 16. November wurde, im Ganzen nach dem 
1) Nach Müllers Tode 1836 Übernahm er das Cultusministerium. 
Flathe, Neuere Geschichte Sachsene. 29
	        
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