Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

462 Sachsen von 1815—1833. 
zu welchem Behufe die preußische Regierung eine Conferenz 
von Bevollmächtigten Sachsens, Baierns, Würtembergs, Badens 
und Hessens nach Berlin berufen möge. Hocherfreut über diesen 
Beweis, daß Sachsen von dem früheren Mißtrauen gegen 
Preußen zurückkomme, sagte König Friedrich Wilhelm gern die 
Förderung dieses Planes zu, wennschon die Ausführung, 
namentlich in jetziger aufgeregter Zeit, eine schwierige Sache 
sei; auch der Kronprinz sprach sich warm dafür aus, und 
Lindenaus Vernehmungen mit dem Finanzminister v. Maaßen 
und dem Steuerdirector Kühlmeyer erweckten die besten Hoff- 
nungen. Allein bald erhoben sich unerwartete Schwierigkeiten. 
Die preußische Regierung wurde durch die dringenden Vor- 
stellungen ihrer Baumwollenfabrikanten gegen Sachsens Ein- 
tritt in den Zollverein bedenklich gemacht, die Lindenau über- 
gebene königliche Antwort übergieng den Kern des Ganzen, die 
Berathung zum Zweck einer allgemeinen Vereinigung, völlig 
mit Stillschweigen und sprach nur im allgemeinen den Wunsch 
nach einer näheren und nur allmählich fortschreitenden Handels- 
einigung der deutschen Bundesstaaten aus. Zum thatsächlichen 
Beweise, daß Preußen nur mit jedem Staate gesondert zu 
unterhandeln gesonnen sei, schloß es 11. Februar 1831 mit 
Sachsen-Weimar einen Vertrag wegen dessen Eintrittes in den 
Zollverein. Damit war die Hoffnung auf das Zustandekommen 
eines allgemeinen deutschen Zollvereins vorläufig vereitelt und 
Sachsen mußte sich entschließen mit Preußen allein zu verhan- 
deln. Um nun wenigstens auf Umwegen dem säechsischen 
Gewerbestande einen größeren Binnenmarkt, wenn auch mit 
beschränkterer Freiheit zu eröffnen, brachte v. Zeschau, der 
nebst v. Wietersheim zum Bevollmächtigten ernannt worden 
war, zunächst die Bildung von drei Zollsystemen, einem nord--, 
mittel- und süddeutschen, welche aber gegen das Ausland nur 
ein einziges bilden sollten, in Vorschlag, der sich aber an den 
von Preußen zu Gunsten seines Handels= und Gewerbestandes 
beanspruchten Ausnahmen zerschlug, da diese nur zu einer Ver- 
schlimmerung der ohnehin bedrängten Lage Sachsens geführt 
haben würden. Anderseits sah sich Preußen, wie v. Maaßen
	        
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