Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Verhaudlungen Über den Zollverein. 463 
einer nach Berlin berufenen Deputation der leipziger Kaufleute 
versicherte, obgleich zu einer Ausgleichung der sächsischen Inter- 
essen gern bereit, doch im gegenwärtigen Augenblicke gegenüber 
den lauten Ansprüchen eines Theils seiner Fabrikanten und 
namentlich Frankfurts a. O. außer Stande zu durchgreifenden 
Maßregeln die Hand zu bieten. Der letztere Punkt, die Be- 
handlung der Meßplätze, von beiden Seiten mit der ganzen 
Kraft tiefgewurzelten Vorurtheils festgehalten, blieb nach wie 
vor der Hauptstein des Anstoßes, der allein die Verhandlungen 
um ein volles Jahr aufhielt, und an dem allerdings Sachsen 
noch ein viel höheres Interesse als Preußen hatte, da Leipzig 
mehr als den vierten Theil zu den indirecten Staatseinkünften bei- 
trug. Ein zweiter von Wietersheim herrührender Entwurf, wonach 
die Eingangszölle für gemeinsame Rechnung und gemeinsamen Tarif 
erhoben, Leipzig einen Meßrabatt gleich Frankfurt erhalten und eine 
leichte Übergangssteuer für sächsische Fabrikate in Preußen ent- 
richtet werden sollte, hatte kein besseres Schicksal, da Preußen, 
von der Furcht vor der sächsischen Concurrenz beberrscht, nicht 
nur den Schutzioll gegen Sachsen und den ausschließlichen Meß- 
rabatt für Frankfurt aufrechthielt sondern überdies noch eine 
Entschädigung von 25 % der sächsischen Theilquote an den ge- 
meinsamen Zolleinnahmen für seine finanziellen Verluste bei 
dieser Einigung beanspruchte. Vergebens unterstützten Baiern 
und Hessen das Verlangen Sachsens nach Gleichstellung der 
Messen; die Verhandlungen geriethen in völligen Stillstand. 
Allein Kurhessens Beitritt zum preußischen Zollverein am 
25. August 1831, der den Fortbestand des Mitteldeutschen 
Vereins fast zur Unmöglichkeit machte, sokdie die rasch fort- 
schreitende Verständigung zwischen Preußen und den süddeutschen 
Staaten enthielten für die sächsische Regierung die eindringlichste 
Mahnung auch ihrerseits nicht unthätig zu bleiben. Ende 
März 1832 traf v. Zeschau zur Wiederaufnahme der Ver- 
handlungen in Berlin ein. Sachsens Zugeständniß, auf Grund- 
lage eines auf völliger Gegenseitigkeit beruhenden Vertrages die 
preußischen Consumtionssteuern einführen zu wollen, beseitigte 
von vornherein eine Menge Schwierigkeiten; nur in Betreff
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.