Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

40 Köuig Friedrich August I. 1806—1813. 
unterstützen mußten, der dem an der Spitze von 30000 Mann 
in das Herzogthum eingebrochenen Erzherzog Ferdinand die 
Annäherung an Warschau streitig zu machen suchte. Das 
Gefecht bei Nascyn, 19. April, zwang ihn, mit Preisgebung 
der Hauptstadt sich auf das rechte Weichselufer zwischen Modlin 
und Sierock zurückzuziehen. Jeden Versuch des Feindes ihm 
dorthin zu folgen, wies er jedoch standhaft zurück, und als der 
Erzherzog sich trotzdem bis Thorn vorwagte, nöthigte ihn 
Poniatowski durch einen kühnen Einfall in Galizien und die- 
Bedrohung von Krakau zu schleuniger Umkehr. Die Sachsen 
aber waren unmittelbar nach dem Gefechte bei Raschn in die 
Heimat aufgebrochen. 
Dort hatte der König nebst seiner Familie mit alleiniger 
Ausnahme der hochbetagten Prinzessin Elisabeth aus Besorgniß 
vor der Nähe der böhmischen Grenze schon am 16. April, 
nachdem er für die Zeit seiner Abwesenheit die Regierung dem 
Geheimenrathe übertragen, sein Hoflager nach Leipzig verlegt 
und stand bereit, sich noch weiter rückwärts in Sicherheit zu 
bringen, als Bernadotte's Versicherung, daß jetzt nichts für 
ihn zu fürchten sei, und die dringende Vorstellung des leipziger 
Handelsstandes, daß seine Gegenwart allein die eben in Gang 
befindliche Messe aufrecht erhalten könne, ihn bewogen, unter 
dem Schutze der Depotmannschaften, des Reiterregiments Polenz 
und der eben anlangenden Kürassiere vorläufig hier zu bleiben. 
Allein es dauerte nicht lange, so schlugen die Wogen des Kriegs, 
zunächst jedoch von der nicht vermutheten Seite her, über die 
schutzlosen sächsischen Grenzen herüber. Am Morgen des 1. Mai 
brachte ein Eilbote aus Belzig nach Wittenberg die Nachricht 
vom Heranrücken eines preußischen Corps unter dem Major 
v. Schill, die um so größere Bestürzung verbreitete, als im 
Vertrauen auf die Neutralität Preußens die Staatscassen und 
das Artilleriedepot in diese Festung geborgen worden waren. 
Die schwache Besatzung, von den Bürgerschützen unterstützt, 
traf in der Eile die nöthigsten Vertheidigungsanstalten. We- 
nige Stunden darauf erschien Schill selbst an der Spitze von 
ungefähr 500 Reitern und 300 Mann zu Fuß und verlangte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.