Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Beginn des politischen Kampses. 619 
der veralteten Kreistagsordnung von 1811 scheiterte an ihrer 
Forderung, daß die Rittergutsbesitzer sämtlich, Städte und 
Bauernstand nur durch Abgeordnete an den Kreistagen Theil 
zu nehmen berechtigt sein sollten; bei den Verhandlungen über 
das Gesetz wegen der Verpflichtung der Gemeinden zur Auf- 
bringung des Aufwandes für ihre Kirchen und Schulen (vom 
8. März 1838) widersprachen die Rittergutsbesitzer der Bei- 
ziehung ihrer Güter zu den Parochiallasten sehr lebbaft und 
setzten schließlich wenigstens durch, daß ihnen provisorisch, bis 
zur Einführung der Grundsteuer, ein Abzug von 25 % zu- 
gestanden wurde und ihr Beitrag nie zwei Drittheil der auf 
die Grundstücke fallenden Hälfte übersteigen dürfe (Gesetz vom 
8. März 1838). Kein Wunder daher, daß auch die Frage 
wegen Aufhebung der Patrimonialgerichte förmlich zur Partei- 
frage wurde, als der Justizminister v. Könneritz ein Gesetz 
über die Bildung von Bezirksgerichten vorlegte, in welchem 
der frühere Versuch, die Patrimonialgerichte in verbesserter 
Form beizubehalten, als aussichtslos aufgegeben und die Be- 
seitigung derselben offen als die nothwendige Voraussetzung für 
die Umgestaltung der Untergerichte, für die Concentration der 
den Feudalherren entwundenen Macht in den Händen des 
Staats proklamiert war. Nach hartem Kampfe erklärte sich 
die erste Kammer gegen nur sechs Stimmen für Aufrecht- 
erhaltung der Patrimonialgerichtsbarkeit und lehnte den Ent- 
wurf ab, worauf die Deputation der zweiten Kammer im Ein- 
verständniß mit der Regierung die specielle Berathung des 
Entwurfs als nutzlos aufgab. 
Auf der anderen Seite tauchten schon auf diesem Landtage 
die ersten Spuren einer von dem schwungvollen Liberalismus 
der süddeutschen Kammern angewehten Opposition auf, die von 
unscheinbaren Anfängen ausgehend aber bald mit wachsender 
Stärke und Zurersicht auftretend ein neues Element in den 
dresdner Ständesaal brachte, damit aber auch zu einem all- 
mählich immer enger werdenden Bunde zwischen den von ihr 
Angegriffenen, der Regierung und der Aristokratie, führte. 
Das Vogtland, damals der politisch erregteste Theil des Landes,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.