46 König Friedrich August I. 1806—1813.
durfte eines erneuten dringenderen Ansuchens Thielmams, um
die Westfalen zum Vorrücken zu bewegen. Unterdessen hatte
Am Ende acht Tage long in Dresden still gelegen, Antwort
aus Prag erwartend, ob er weiter vorrücken dürfe; nachdem
diese eingetroffen, brach er im Verein mit dem Herzog gegen
Leipzig auf. Da Thielmann Befehl hatte, vor seiner Vereini-
gung mit den Westfalen allen Gefechten auszuweichen, so be-
gnügte er sich die Fähre bei Wurzen und die Brücke bei
Eilenburg zu zerstören und zog sich nach einem Plänklergefecht
zwischen Holzhausen und Leipzig um die Stadt herum über
Lützen nach Weißenfels zurück, wo 23. Juni auch d'Albignac,
freilich nur mit 2750 Mann, eintraf und den Oberbefehl
übernahm.
Tags vorher waren die ersten Braunschweiger und Oster-
reicher in Leipzig erschienen; ihr Anführer verkündete dem
Deputierten des Magistrats vom Pferde herab die Befreiung
Deutschlands vom französischen Joche und die Wiederherstellung
Leipzigs als „freier deutscher Hansastadt, die es früher ge-
wesen“. Die nachfolgenden Truppen zogen zur Verfolgung
der Sachsen weiter, gegen Abend langte der Herzog selbst in
Begleitung Am Ende's an, verhieß strenge Mannszucht, machte
einige Requisitionen, verhehlte aber seine Mißstimmung über
die Lauheit der Einwohnerschaft nicht. Da ihm Am Ende
seine Unterstützung gegen die heranrückenden Sachsen und West-
falen versagte, so zog er sich noch am nämlichen Tage nach
Grimma zurück, worauf Thielmann am 26. Mai Leipzig wieder
besetzte ). Das Erste, was er hier that, war, sich für die in
einer Proclamation des Herzogs vom 15ien gegen ihn enthal-
tenen Ausfälle ) dadurch zu rächen, daß er einen auf der
1) Über den tolltühnen Streifzug, welchen der braunschweigische Ca-
pitain Sander mit vier Mann in die Niederlausitz unternahm, f. Gret-
schel-Bülau III, 393fft.
2) „Die vorlanten Acußerungen des Obersten Thielmann lassen einen
ernstlichen Widerstand vermuthen, da dieser von fremden Interessen be-
siochene Osftzier alles aufbietet, sein Vaterland zu verrathen und das
Herz seines rechtlichen, guten Königs zu betrüben.“