Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

48 Köonig Friedrich August I. 1800—1813. 
General Gratien abtrat. Auch der Feind war in der Nacht 
zurückgegangen; die Hauptmacht, zu der auch die Braunschweiger 
gehörten, führte Kienmayer über Chemnitz nach der bairischen 
Grenze, um das durch Junot bedrohte schwache Streifcorps 
Radivojewichs zu verstärken; mit dem kleinern Theile schlug 
Am Ende den Weg nach Dresden ein. Statt nun Kienmayer 
kräftig zu rerfolgen und ihn zwischen sich und den von Bam- 
berg her operierenden Junot in die Mitte zu nehmen, fand es 
Jeröme behaglicher, am 1. Juli einen Triumpheinzug in das 
von den Österreichern ohne Gegenwehr geräumte Dresden zu 
halten. Von den ihn empfangenden Behörden redete er den 
Bürgermeister huldroll an, an den Ministern gieng er vorüber, 
ohne die wie versteinert dastehenden eines Wortes oder Blickes 
zu würdigen 1). Unter wiederholtem Besinnen und vielfachen 
Anderungen der Entschlüsse bewegte er sich hierauf langsam 
über Freiberg und Chemnitz nach Schleiz, wohin auch Thiel- 
mann, aber um den nach Böhmen zurückgewichenen Am Ende 
im Auge zu behalten, weiter oben auf dem Kamme des Gebirges 
dirigiert wurde. Dadurch behielt Kienmayer nicht nur Zeit, 
mit Junot allein fertig zu werden, sondern Jeröme selbst ent- 
gieng der Gefahr, in Schleiz von den Braunschweigern überfallen 
zu werden, nur durch eiligen Rückzug nach Erfurt. Um diese, 
angeblich durch die Landung der Engländer auf Vließingen ge- 
botene Bewegung zu decken, erhielt Thielmann Befehl, sich bei 
Naumburg aufzustellen und dann nach Leuchtenburg zu folgen; 
also sollte auch noch die Hand voll Truppen, der bisher der 
Schutz des Landes obgelegen hatte entführt werden, um statt 
dessen dem kaiserlichen Bruder seinen Schattenthron schützen zu 
helfen! Nicht die Vorstellungen gegen eine so kopflose Maß- 
1) „Cest une bétiso inconcevable“, sagte er zum Geh. Finanzrath 
v. Manteuffel, „de vos ministres. Cette demarche a plus inquicts 
votre roi que Toccupation de son pays par Tennemi (1). Avec toute 
la conflance qdue mon frore a pour votre wi, cette démarche aurnit 
Put avoir les suites les plus funestes. Mais ji#ai lu les gazettes de 
Franclort. Tout est reparé.“ Mittheilungen aus den Papieren eines 
söchsischen Staatsmannes (1858), S. 111.
	        
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