Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

558 Sachsen von 1833—1845. 
vember 1846 durch einen Ausgangszoll erschwert und endlich 
durch das Ausfuhrverbot der österreichischen Regierung gänzlich 
gesperrt wurde, noch viel drückender, am drückendsten in etlichen 
Fabrikgegenden, die, wie die Spitzenklöppeleidistricte des Erz- 
gebirges, gleichzeitig unter Geschäftsstockungen litten, während 
das Mißverhältniß zwischen dem Arbeitsverdienst und den Preisen 
der Lebensmittel fast überall zu Tage trat. Die Regierung 
that zur Erleichterung der Noth, was in ihren Kräften stand. 
Sie gewährte für Getreide, Hülsenfrüchte und Mehl, denen 
der Zollverein bis 30. September 1847 zollfreie Einfuhr zu- 
gestanden batte, Frachtermäßigung auf den Eisenbahnen, er- 
mächtigte die Dorfbäcker, die städtischen Wochenmärkte mit Brod 
zu versorgen, hob die Brodtaxe auf, welche, indem sie die Bäcker 
nöthigte das Getreide billiger zu verbacken als sie es kauften, 
wirklichen Brodmangel erzeugte, schaffte Arbeit an Eisenbahn- 
und Straßenbauten, suchte den Hülsenfrüchten und trockenen 
Gemüsen an Stelle der mißrathenen Kartoffeln Eingang zu 
verschaffen, übte Nachsicht in Eintreibung der Steuern, wußte 
die Privatwohlthätigkeit anzuspornen und zu leiten; vor allem 
aber war sie bemüht, ohne sich zu irgend welchen Maßregeln 
verleiten zu lassen, welche der natürlichen Bewegung des Ver- 
kehrs Fesseln angelegt oder in den bestehenden Gewerbs= und 
Wirthschaftsbetrieb störend eingegriffen haben würden, die durch 
das Phantom des Kornwuchers aufgeregte öffentliche Meinung 
durch freundliche Belehrung über vie wahren Ursachen der 
Theuerung aufzuklären. Denn eben dadurch, daß sich die Preise 
in Sachsen, da die inländischen Producenten, ein weiteres 
Steigen derselben nicht erwartend, rasch und viel verkauften, 
geraume Zeit hindurch immer noch niedriger hielten als irgendwo“ 
sonst, hörte die Zufuhr aus dem Auslande nach Sachsen auf 
und Hilfe ließ sich nur von einem Umspringen der Preise er- 
hoffen. Die fortschreitende Preissteigerung, die Anfang Juni 
1847 den Scheffel Roggen in Dresden auf 91 Thlr. trieb, 
war daher freilich ein schlimmes Übel, aber doch nur das 
naturgemäße Mittel um ausländische Händler zum Verkauf in 
Sachsen aufzumuntern.
	        
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