Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

500 Sachsen von 1833—1848. 
zumal in letzter Zeit das System des Staatsbaues Verbrei- 
tung gewonnen hatte, und obgleich noch Viele vor einer so 
großen Mehrbelastung des Budgets zurückschraken, gaben die 
Kammern doch die Genehmigung zur Erwerbung und Vollen- 
dung der Bahn durch den Staat in der Art, daß die Actien 
bis 1855 mit 4 % verzinst, von da ab gegen 3 procentige 
Staatspapiere umgetauscht wurden; zugleich gieng durch Vertrag 
mit der altenburgischen Regierung das ganze Eigenthum der 
durch das Herzogthum führenden Bahn an den sächsischen Staat 
über. Endlich ermächtigten die Kammern die Regierung noch 
zu bedeutenden Unterstützungen der ebenfalls in große Geldnoth 
gerathenen Chemnit-Riesaer und Löbau-Zittauer Eisenbahn- 
gesellschaften. Die zu diesen Zwecken ausgenommene Anleihe 
im nominellen Betrage von 10 Mill. Thlrn. wurde schnell 
und ohne die mindeste Schwierigkeit gezeichnet. 
Während dieser Verhandlungen war die Theuerung aus 
den angeführten Ursachen in fortwährendem Steigen geblieben; 
aber mit den frohen Aussichten auf eine gute Ernte, die der 
Frühling brachte, sank der Roggenpreis plötzlich auf 7 Thlr. 
und kehrte bald auf jeinen normalen Stand zurück; die Neth 
war überwunden. Die Haltung, welche das sächsische Volk die 
ganze schwere Zeit hindurch bewäbrt hatte, zeichnete sich, wie 
dies auch der König nach seiner Rückkehr von einer Rundreise 
durch mehrere Theile des Landes öffentlich anerkannte, vor 
vielen anderen deutschen Ländern hächst vortheilhaft aus. Tretz 
hie und da versuchter Verführung war nirgends eine nennens- 
werthe Störung der öfsentlichen Ruhe, nirgends eine Gefähr- 
dung des Privateigenthums vorgekommen. Das Verfahren der 
Regierung wurde von den berufensten Beurtheilern als muster- 
giltig gerühmt 1); in der Bereitwilligkeit den Nothleidenden bei- 
zuspringen hatten alle Stände auf das herzlichste gewetteifert 
und eine zum Theil großartige Wohlthätigkeit entfaltet; im 
Erzgebirge wirkten besonders die Frauenvereine ungemein segens- 
reich. Am Schluß des schweren Jahres sprach die Negierung 
1) W. Noscker, über Kerutheuerung (1847).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.