Nationale Strömung. Februarrevolution. 563
deutschen Staaten mehrten sich die Verträge über gegenseitige
Rechtshilfe und Beförderung der Rechtspflege, in Dresden tagte
im Winter 1847/18 die deutsche Postconferenz, in Leipzig gleich-
zeitig die zur Vereinbarung eines allgemeinen deutschen Wechsel-
rechtes. Daß am Bumdestage in der bisherigen Weise nicht
mehr fortgewirthschaftet werden könne, leuchtete selbst von den
Regierenden Jedem, der überhaupt sehen wollte, ein. Preußen
stellte, Juli 1847, in Frankfurt den Antrag, daß die Auf-
hebung der Cenfur keinem Bundesgliede mehr verwehrt sein
solle, es unterstützte die von Würtemberg beantragte Veröffent-
lichung der Bundestagsprotokolle; der König, von Radowitz
berathen, war entschlossen an die Regeneration des Buwes
die Hand zu legen. Auch die sächsische Regierung gab die so
hartnäckig vertheidigte Censur preis: Falkenstein arbeitete ein
auf dem Principe der Censurfreiheit ruhendes Preßgesetz aus
und stand im Begriff es dem nächsten Landtage vorzulegen,
als der Sturm der Februarrevolution alle diese bedächtig wohl-
meinenden Absichten verwehte und ihnen sein verhängnißvolles
„zu spät“ zurief.
Was den Rückschlag der pariser Ereignisse auf Deutschland
so gewaltig machte, war die Ungesundheit der öffentlichen Zu-
stände, die nirgends kräftig genug waren um einen wirksamen
Widerstand zu leisten. Die kleineren Regierungen verzagten
alsbald im Gefühl der Hinfälligkeit der Bundeseinrichtungen
und angesichts der in Berlin und Wien einreißenden Kopflosig-
keit, während die republikanische Partei rasch entschlossen den
Augenblick ergriff, der sie in weitem Sprunge bis dicht vor
ihr Ziel tragen zu wollen schien. In Sachsen ward sofort
eipzg der Mittelpunkt der Bewegung und in Leipzig die
von hier aus war es, wo der
liberale Kern der Bürgerschaft, die Gefahr des Verzuges wohl
begreifend, sich der Bewegung zu bemächtigen unternahm um
womzglich auf friedlichem und gesetzlichem Wege die Gewährung
der Volkswünsche durchzusetzen und zu diesem Zwecke auch die
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