Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Bereine. Wahlen zum Laudtag und Parlament. 577 
Gelegenheit ihre Kräfte gegen einander zu messen. Nicht nur 
die Ergänzungswahlen für den auf den 18. Mai einberufenen 
Landtag, bei denen das Ministerium den Behörden ausdrücklich 
jede Beeinflussung untersagt hatte, auch die zum frankfurter 
Parlamente ergaben einen so vollständigen Sieg der Vaterlands- 
vereine, daß dadurch die Hoffnungen der Gemäßigten, mit Hilfe 
dieser Volksvertretungen die Wogen der Revolution in das 
Bett gesetzlich geordneter Zustände zurückzuleiten, sehr herab- 
gedrückt wurden 1). Verwundert sah man von den 24 Ab- 
gcordneten Sachsens im ersten deutschen Parlamente 20 auf der 
Linken, einen Theil davon sogar auf der äußersten, nur je zwei 
im Centrum und auf der Rechten ihren Platz nehmen 2). War 
das sächsische Volk, dieses unter allen deutschen Stämmen 
wegen seiner Höflichkeit und Zahmheit belobte, war dieses Land 
des lammfrommen Coustitutionalismus wirklich über Nacht 
so radical, so republikanisch geworden? Nicht einmal die 
größere Rührigkeit und bessere Organisation der extremen 
Partei löste dieses Räthsel ausreichend, sondern es rächte sich 
jetzt das schlechte Wahlsystem von 1831, welches das Volk 
nicht zu politischer Bildung zu erziehen vermocht, die Intelli- 
genz vom politischen Schauplatz ausgeschlossen und mit seinem 
Bezirkszwange die Wähler gewöhnt hatte ihre Vertreter nur 
unter den kleinen Lichtern ihrer nächsten Umgebung, unter den 
1) Von den 48 Candidaten des Vaterlandsvereins für die Parla- 
mentswahlen wurden 14 Abgeordncte und 14 Ersatzmänner gewählt, 
darunter zehn zugleich vom Deutschen Verein ausgesiellte; von denen des 
letzteren 4 Abgeordnete und 1 Ersatzmann; von keinem von beiden auf- 
gestellte 6 Abgeordnete und 8 Ersatzmänner. Auch bie in Sachsen lebenden 
deutschen Ausländer wählten sich einen Vertreter, der aber, wie vorans- 
zusehen, in Frankfurt zurickgewiesen wurde. 
2) Zu dem Club des Deutschen Hofs gehörten von den Sachsen: 
R. Blum, B. Eisenstuck, Wigand, Roßmäßler, Scharre, v. Waundors, 
Langbein, Heisterbergk, die Gebrüder Heusel und Heubner; zu dem der 
äußersten Linken im Donnersberg: v. Trültzschler, der die Vortheile einer 
aristokratischen Geburt und tüchtiger juristischer Kenntnisse seinem demo- 
kratischen Fanatismus opserte, Günther, Mammen, v. Dieskau, Dietsch, 
Joseph, Schaffrath; zum Würtemberger, später zum Augsburger Hof: 
Biedermann und Koch. 
ölathe, Neuen Geschichte Sachseus. 37
	        
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