600 Sachsen vou 1848—1854.
und Ausscheiden Osterreichs aus dem Deutschen Bunde war
dieselbe an ihrem Wendepunkte angelangt. Wie in Frankfurt
sast sämtliche Sachsen dagegen gestimmt hatten, so schlossen sich
auch die dresdner Kammern aus voller Kehle dieser Opposition
an; 33 Abgeordnete stellten den Antrag, den entschiedenen
Widerwillen des sächsischen Volks gegen das Erbkaiserthum und
dessen Übertragung auf einen der deutschen Souveraine aus-
zusprechen. Kein Sachse kann ohne Schamröthe auf die chnische
Verläugnung aller nationalen Empfindung zurückblicken, von
der an jenem 20. Januar die dresdner zweite Kammer wieder-
hallte. Pfordten lehnte es ab sich über die Oberhauptsfrage
auszusprechen. „Eins aber“, schloß er selbst tiefbewegt, „kann
ich nicht verschweigen, wenn die Feinde Deutschlands die heutige
Discussion gehört haben, und sie werden sie hören, so werden
Viele unter ihnen sein, die nicht trauern!“ Worte, die mehreren
hervorragenden Mitgliedern des Deutschen Vereins zu Leipzig
Anlaß gaben, in der ersten Entrüstung an den Minister eine
Dankadresse zu richten, welche diesem Landtage den Namen des
Unverstandslandtags unauslöschlich aufgevrückt hat 1). Wie seltsam
verschoben mußte aber doch die Stellung eines Ministeriums
sein, das in der Verwerfung des gagern'schen Programms mit
den Radicalen Hand in Hand gieng und nur über das an
seine Stelle zu Setzende anderer Meinung als jene war! Als
das Reichsministerium, 28. Jannar, die Regierungen zu bal-
diger Abgabe ihrer Erklärungen über die von der National-
versammlung in erster Lesung ang Verfassungsbeschlüsse
einlud, beanstandete die sächsische Regierung (14. Februar) vor-
zugsweise die über das rechte Maß hinausgehende centralisie-
rende Tendenz, das der Centralgewalt beigelegte Recht, Reichs-
steuern aufzulegen, verlangte Einschränkung der Competenz der
Reichsgewalt in Bezug auf das Recht der Gesetzgebung, einen
Census für das Staatenhaus und Beseitigung des suspensiven
Veto. „Da die Abschnitte von dem Reich und der Reichs-
1) „In auch der sourmraine Unverstand für den Augenblick zur Herr-
schaft gelangt, so find doch seine Tage gezählt“ u. . w.