Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

606 Sachsen von 1848—1854. 
entspreche.. „Das jetzige Ministerium “, rief ein anderer, „ist 
eine Arbeiter-, eine Feder-, eine Diplomatenweisheit und nichts 
als Weisheit; das Volk will aber keine Weisheit, das Volk 
will Volkskraft, will Volkswillen!“ Die Radicalen und die 
Linke, welche es zu diesem Außersten noch nicht an der Zeit 
bielt, geriethen hart aneinander; nur mit der schwachen Ma- 
jorität von sechs Stimmen erreichte letztere die Vertagung des 
Antrags. Der sicherere Weg schien zu sein, die Regierung vor- 
erst ganz wehrlos zu machen. In und außer den Kammern 
wurde mit unauggesetztem Eifer an der Untergrabung der mi- 
litärischen Disciplin gearbeitet, unter heftigen Ausfällen gegen 
die Offiziere die Streichung der Vorschrift des Gehorsams auch 
außer dem Dienst aus dem Militär-Strafgesetzbuch, die Zurück- 
nahme des an die Soldaten erlassenen Verbotes gegen den 
Besuch republikanischer Vereine gefordert. Unter dem Vorwande, 
daß die Versendung von Truppen im Reichsdienste eine Beein- 
trächtigung der Souverainetät der Einzelstaaten sei, verlangten 
die Kammern, die Regierung solle bei der Centralgewalt die 
Zurückberufung ihrer Truppen aus Thüringen und Altenburg 
erwirken, sie legten sogar gegen die ohne ihre Genehmigung 
verfügte Verwendung sächsischer Truppen in Schleswig-Holstein 
föormliche Verwahrung ein, weil sie fürchteten, daß an deren 
Stelle bairische, der Verführung schwerer zugängliche Truppen 
das Land besetzen möchten. 
Unbekümmert um diesen ohnmächtigen und unpatriotischen 
Protest rückte die nach Holstein bestimmte sächsische Brigade, 
bestehend aus den Infanterieregimentern Prinz Georg und Prinz 
Maximilian, dem dritten Schützenbataillon und zwei Compagnieen 
vom zweiten, vier Schwadronen Gardereitern, zwei Batterieen 
und einer Abtheilung Pioniere und Sappeurs, unter dem 
Commando des Generalmajors v. Heintz, 23. März, von 
Leipzig aus; Prinz Albert begleitete sie als Hauptmann. Mit 
den Hannoveranern vereinigt bildete sie unter General v. Wy- 
neken eine Division des nach der Kündigung des malm#er 
Waffenstillstandes aufgestellten Reichsheeres. Um vor dem 
weiteren Vorrücken gegen Norden Flanke und Rücken gegen ein
	        
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