Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Die Mairevolution 1849. ·# 
unterwegs, dort die letzten Anordnungen für den auf den 
10. Mai angesetzten Aufstand zu treffen, als der vorzeitige 
Ausbruch in Dresden ihn dorthin zurückrief und seine Be- 
rechnungen vereitelte. 
Gegenüber dieser steigenden Fluth der Revolution war die 
Lage der Regierung eine höchst mißliche. Von der Urmee, 
ihrer einzigen Stütze, deren den Anordnungen des Reichs- 
ministeriums entsprechende Vermehrung im Ministerrath abge- 
worfen worden war, stand die größere Hälfte in Schleswig, 
von dem wenig über 4800 Mann betragenden Reste befanden 
sich in Dresden nur 1880 Mann mit 6 bespannten und 9 
unbespannten Geschützen, alles Uebrige stand theils in Leipzig, 
theils im Erzgebirge und Vogtlande, wo die Rezierung eine 
Schilderhebung viel eher als in der Hauptstadt erwartet hatte. 
Sobald sie sich aber überzeugte, daß es sich hier um mehr als 
einen bloßen Straßencrawall handele, entschloß sie sich, selbst 
auf die Gefahr hin, das übrige Land durch Entblößung von 
Truppen möglichenfalls der Revolution preiszugeben, alle er- 
reichbaren Streitkräfte in der Hauptstadt zu concentrieren um 
wenigstens diese auf alle Fälle zu halten. Während also Boten 
nach Leipzig und Chemnitz eilten um die dortigen Garnisonen 
so schnell wie msglich herbeizuziehen, ließ der Gouverneur, 
Generalmajor v. Schulz, das königliche Schloß durch eine starke 
Infanterieabtheilung unter Oberst v. Friderici besetzen, die Zeug- 
hausbesatzung durch alle in der Neustadt disponible Mannschaft 
verstärken; aus Radeberg rückte eine reitende Batterie ein. 
Im Uebrigen verhielten sich die Truppen passiv, in ihren Stel- 
lungen das Eintreffen der Verstärkungen erwartend. Auf 
diplomatischem Wege hatte die Regierung für den äußersten 
Fall sich preußischer Hilfe versichert, aber, um dieselbe nicht 
ohne Neth ins Land zu ziehen, dem in Görlitz commandierenden 
Offtzier die Weisung geschickt, nicht vor weiterer Requisition in 
Sachsen einzurücken. Da aber die Unzulänglichkeit der eigenen 
Kräfte immer deutlicher hervortrat, sendete sie noch am Abend 
des 3ten den Oberleutenant Funke nach Berlin um sich der 
fremden Hilfe direct und möglichst rasch zu versichern. Die
	        
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