Die Mairevolntion 1849. 627
hergaben, war unter der Leitung des Hofbaumeister Semper
kunstgerecht ausgeführt und während der Nacht so ziemlich be-
endigt 1), ihre Besatzung und Vertheidigung durch eine besondere
Barrikadenordnung geregelt, die Fenster und Erker der Neben-
häuser zu gedeckten Ständen für Scharfschützen vorgerichtet, die
Schleusenlöcher um das Manoeurrieren der Kavalerie zu er-
schweren abgedeckt worden; das Centrum dieser festen Stellung
bildete der Altmarkt. Allein trotz dieser furchtbaren Vor-
bereitungen fehlte es der provisorischen Regierung nicht nur
an einem umfassend angelegten Plane für die Durchführung
des Aufstandes sondern namentlich auch an strategisch gebildeten,
umsichtigen und energischen Führern ihrer Kämpfer. Nirgends
herrschte daher in ihren Maßnahmen Einheit und Zusammenhang
und die unerschrockene und todverachtende Kampflust Einzelner,
besonders der Turner, konnte unter diesen Umständen nur zu
einem nutzlosen Blutvergießen führen. Statt einen kräftigen
Angriff auszuführen, so lange sie noch die Übermacht besfaß,
verließ sich die provisorische Regierung, sicher gemacht durch die
bisherige Unthätigkeit der Staatsgewalt, auf den bfall der
Armee und, im Fall sie selbst angegriffen würde, auf die Un-
einnehmbarkeit ihrer Stellungen, sie versäumte insbesondere das
Zeughaus vollständig zu isolieren und die die Brücke beherrschende
brühlsche Terrasse zu besetzen.
Die Regierung ihrerseits hatte sich zu einem regelrechten
Angriff entschlossen. Durch ein Vordringen auf beiden Flügeln
sollte die Altstadt mit einem sich allmählich zangenartig schlie-
benden Bogen umfaßt werden, wodurch man nicht allein die
Stadt möglichst schonen sondern auch der Rädelsführer sich be-
mächtigen zu können hoffte. Die Aufgabe, die Verbindung der
Insurrection mit den rückwärts gelegenen Landestheilen durch
Cernierung der Altstadt abzuschneiden, fiel der Reiterei zu; die
Pulvermagazine vor der Friedrichsstadt waren ebenfalls vurch
1) Die festesten dieser Bollwerke erhoben sich in der Schloßgasse, an
den welllichen Ausgängen der wilsdrulser und der Scheffel--Gasse und an
der Mündung der Moritzstraße auf den Neumarkt.
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