Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Die Mairevolntion 1849. 627 
hergaben, war unter der Leitung des Hofbaumeister Semper 
kunstgerecht ausgeführt und während der Nacht so ziemlich be- 
endigt 1), ihre Besatzung und Vertheidigung durch eine besondere 
Barrikadenordnung geregelt, die Fenster und Erker der Neben- 
häuser zu gedeckten Ständen für Scharfschützen vorgerichtet, die 
Schleusenlöcher um das Manoeurrieren der Kavalerie zu er- 
schweren abgedeckt worden; das Centrum dieser festen Stellung 
bildete der Altmarkt. Allein trotz dieser furchtbaren Vor- 
bereitungen fehlte es der provisorischen Regierung nicht nur 
an einem umfassend angelegten Plane für die Durchführung 
des Aufstandes sondern namentlich auch an strategisch gebildeten, 
umsichtigen und energischen Führern ihrer Kämpfer. Nirgends 
herrschte daher in ihren Maßnahmen Einheit und Zusammenhang 
und die unerschrockene und todverachtende Kampflust Einzelner, 
besonders der Turner, konnte unter diesen Umständen nur zu 
einem nutzlosen Blutvergießen führen. Statt einen kräftigen 
Angriff auszuführen, so lange sie noch die Übermacht besfaß, 
verließ sich die provisorische Regierung, sicher gemacht durch die 
bisherige Unthätigkeit der Staatsgewalt, auf den bfall der 
Armee und, im Fall sie selbst angegriffen würde, auf die Un- 
einnehmbarkeit ihrer Stellungen, sie versäumte insbesondere das 
Zeughaus vollständig zu isolieren und die die Brücke beherrschende 
brühlsche Terrasse zu besetzen. 
Die Regierung ihrerseits hatte sich zu einem regelrechten 
Angriff entschlossen. Durch ein Vordringen auf beiden Flügeln 
sollte die Altstadt mit einem sich allmählich zangenartig schlie- 
benden Bogen umfaßt werden, wodurch man nicht allein die 
Stadt möglichst schonen sondern auch der Rädelsführer sich be- 
mächtigen zu können hoffte. Die Aufgabe, die Verbindung der 
Insurrection mit den rückwärts gelegenen Landestheilen durch 
Cernierung der Altstadt abzuschneiden, fiel der Reiterei zu; die 
Pulvermagazine vor der Friedrichsstadt waren ebenfalls vurch 
1) Die festesten dieser Bollwerke erhoben sich in der Schloßgasse, an 
den welllichen Ausgängen der wilsdrulser und der Scheffel--Gasse und an 
der Mündung der Moritzstraße auf den Neumarkt. 
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