Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Die Mairevolution 1848. 820 
hob die Zuversicht und den Muth der Truppen mächtig, defto 
niederschlagender wirkte ihre Erscheinung auf die Insurgenten 
als der Vorbote noch weiter zu erwartender Verstärkungen ). 
An einen Sieg war für diese schon jetzt nicht mehr zu denken. 
Todt entzog sich dem Schauplag des Kamxfes, indem er sich 
am folgenden Morgen nach Frankfurt versenden ließ um von 
der Nationalversammlung Reichstruppen zur Unterstützung des 
Aufstandes zu erbitten; nach seiner Entfernung war Heubner 
um so weniger im Staude, dem wachsenden Terrorismus 
Tzschirners und Bakunins die Wage zu halten. Die vage des 
Stadtraths war seit dem Ausbruche des Kampfes immer 
schwieriger geworden. Zwar hatte die Regierung alle Be- 
hörden angewiesen, sobald sie in der Altstadt in ihrer Wirk- 
samkeit gehindert würden, sich nach der Neustadt zurückzuziehen; 
dennoch aber und obgleich Heubner ihnen erklärte, nicht einstehen 
zu können, daß nicht zuletzt das Rathhaus gegen das Militär 
vertheidigt werden würde, beschlossen die noch fungierenden Mit- 
glieder desselben einstimmig, zur Wahrung der communalen 
Interessen so lange wie nur irgend möglich auf ihrem Posten 
auszuharren. Hauptsächlich war ihre Thätigkeit darauf gerichtet, 
das durch Anhäufung eines großen Pulvervorraths im höchsten 
Grade gefährdete Rathhaus mit seinen Documenten und Depo- 
siten zu sichern ) und den Brandlegungen „aus strategischen 
1) „Von preußischen Truppen aus Berlin und Umgegend nahmen am 
Kampfe in Dresden Theil: das erste und das Füstlier-Bataillon Kaiser 
Alexander, das Füsllierbataillon des 24. Infanterieregiments und ein 
Pionierdctachement, im Ganzen etwa 2200 Mann. Die größte Stärke 
der in Dresden überhaupt gleichzeitig verwendeten Truppen, die Reiterei 
ungerechnet, betrug 5000 Mann.“ F Waldersee, S. 8. 
2) Im Hofe des Rathhauses, in unmittelbarer Nähe von 20 Centnemn 
Pulver, ließ Röckel Pech sieden und Pechkränze winden. Diese Anstalten 
wurden zwar auf die Gegenvorstellungen der Stadträthe eingestellt, doch 
erhielten die Barrikadencommandanten dlie zweidentige Weisung, „sie 
hätten in Bezug auf den Wunsch der Gemeindevertreter die Gebäude mit 
Inbrandsteckung zu verschonen und nach möglichst schonender Überlegung 
zu handeln, jedoch ohne daß ihnen von der provisorischen Regierung eine 
Beschränkung auferlegt werde“. Auf die dringenden Vorstellungen des
	        
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