Die Mairevolution 1849. 631
Angesichts der sich mehrenden Verluste der Truppen brachte
Graf Waldersee ein Bombardement in Vorschlag; da aber die
Minister vor einer Maßregel zurückbebten, die unermeßliches
Verderben über die Stadt bringen konnte ohne doch bei der
massiven Bauart der Häuser einen sicheren Erfolg zu ver-
sprechen, behielt man das bisherige Verfahren bei. Der Natur
der Sache nach zerfiel der Kampf in eine Menge Einzelgefechte,
bei denen die Truppen durchaus in keiner taktischen Ordnung
bleiben konnten. Auf dem rechten Flügel, wo das Thurmhaus,
die Spiegelfabrik und die Sophienkirche den Aufständischen drei
böchst günstig gelegene Stützpunkte gaben, wurden alle An-
strengungen der Truppen, dem Umsichgreifen des Brandes Ein-
balr zu thun, durch die im Thurmhause postierten Scharfschützen
vereitelt, dic, obgleich der obere Theil desselben vom Geschütz
erschüttert dem Einsturz drohre, aus den übrigen Stockwerken
mit großer Kaleblütigkeit ein unausgesetztes Feuer unterhielten,
so daß die Truppen hier keinen namhaften Vortheil zu erringen
vermochten. Dem Schlosse und dem Prinzenpalais suchten die
Insurgenten jetzt durch Brandlegung in der Brüdergasse bei-
zukommen, doch wurde man dieses Brandes Herr. Leider er-
hielt der Commandant der Artillerie, Generalmajor Homilius,
auf dem Schloßplatze durch ein aus einem Zweipfünder ab-
gefeuertes Eisenstück eine tödliche Verwundung. Auf dem linken
Flügel begann Moajor v. Reiyenstein, von einem Haus zum
andern durchbrechend, statt des Straßenkampfes einen Häuser-
krieg, der ein sicheres und mit geringerem Verluste verbundenes
Vorgehen gestattete; gegen 2 Uhr nachmittags fiel durch die
Erstürmung des Hotel de Saxe und der Stadt Rom ½0 der
ganze Neumarkt in die Gewalt der Truppen, doch war in den
engen Gassen oft nur die eine Häuserreihe von ihnen, die
andere von den Insurgenten besetzt, so daß sich beide in nächster
Nähe und mit gespanntesrer Aufmerksamkeit gegenüberstanden;
1) Ein in Stadt Nom wohnender Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt
wurde dabei durch eigene Unvorslchtigkeit nebst seinem Kammerdiener vou-
den eindringenden Soldaten uledergemacht.