Die Mairevolution 1849. 633
schwerer waren die durch den Anblick der blutigen Scenen
abgestumpften Soldaten zu zügeln, und namentlich im Innern
der Häuser, wo eine Überwachung nicht mäglich war, mag ihrer
erbarmungslosen Wuth manches unnsthige Opfer gefallen sein.
Manche hatten auch die den Cernierungstruppen gegebene
Weisung, die Regierung nicht unnsthigerweise mit Gefangenen
zu belästigen und das Hauptaugenmerk nur auf das Habhaft-
werden der Rädelsführer zu richten, falsch verstanden und der
Kriegsminister mußte den erbikterten Soldaten in Erinnerung
bringen, daß. Unbewaffnete und Gefangene unter dem Schutze
der Gesetze und der bewaffneten Macht stünden. Nach fünf
Tagen ununterbrochener Anstrengung und vier ohne eigentliche
Ruhe, meist unter Gewehr, zum Theil im Regen zugebrachten
Nächten war jedoch die Erschspfung so groß, daß General
v. Schirnding es für unumgänglich hielt ihnen eine Rast zu
gönnen. Er ließ daher, obgleich in der Frühe des Zien noch
das Füsilierbataillon des 24. Infanterieregiments aus Berlin.
eintraf, den Angriff an diesem Tage nicht fortsetzen; soweit
thunlich wurden die Truppen auf der ganzen Linie abgelöst,
nur bei den Sachsen konnte dies wegen ihrer Schwäche und
der weiten Ausdehnung ihrer Stellung nicht vollständig ge-
schehen; auch dauerte das Feuergefecht trotzdem ununterbrochen
fort. Das Ministerium, welches am 6ten durch die Ernennung
des Regierungsraths Rich. v. Friesen zum Minister des Innern
verstärkt ) und vom Könige ermächtigt worden war alle un-
aufschiebbaren Regierungshamlungen auch ohne seine eingeholte
Entschließung vorzunehmen, verhing den Kriegszustand über
Dresden und drei Meilen im Umkreis und ernannte den
General v. Schirnding zum Oberbefehlshaber der bewaffneten
Macht, während dem Generalmajor v. Mangoldt das Commando
1) „Fürchtet keine Reaction“, rief der neuernannte Minister in einer
Bekanntmachung vom 7. Mal dem Volke zu, „keine Verletzung der Ver-
kassung, lkeine Beschränkung der Freiheit, wir gehen zu demselben Ziele
der sesten Begründung einer deutschen Verfassung. Wir werden sle nur
errelchen, wenn wir den Weg des unerschlitterlichen, unkeugsamen Rechte
nicht verlassen.“