Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

631 Sachsen von 1848—1854. 
über die durch Heranziehung verschiedener Abtheilungen ver- 
stärkten Cernierungstruppen auf dem linken Elbufer übertragen 
wurde. 
Eine Zeit lang suchte noch die provisorische Regierung die 
Hoffnungslosigkeit ihrer Lage unter dem Schein fester Zu- 
versicht zu verbergen; insgeheim erwog sie jedoch schon, ob sie 
die Intervention der englischen und französischen Gesandtschaft 
anrufen oder ihren Sitz in eine Provinzialstadt verlegen solle. 
Früh 3 Uhr des 9. Mai, fast in demselben Augenblicke, wo# 
die Truppen durch einen letzten entscheidenden Angriff rechts die 
Barrikade an der wilsdruffer Gasse, die Post und das Polhtech- 
nikum nahmen, von links auf allen Punkten gegen den Alt- 
markt vordrangen, trat sie nebst Bakunin unter einer von 
Heinze's Nachfolger, einem Schriftsetzer Born aus Leipzig, be- 
fehligten Escorte von Barrikadenkämpfern den Rückzug auf dem 
einzig noch offen gebliebenen Wege nach Freiberg an, das zum 
vorläufigen Sammelplatz bestimmt war. Noch beharrte ein 
Theil der Insurgenten, ohne Kenntniß von diesem Abzug, auf 
ihren Posten, bis um 8 Uhr dreimal drei Glockenschläge ihnen 
das Zeichen zum allgemeinen Rückzug gaben. Sogleich bedeckten 
sich alle Häuser mit weißen Fahnen; unter Trommelschlag und 
Hurrah brachen von allen Seiten Sachsen und Preußen auf 
den Altmarkt herror, von den geängstigten Einwohnern als 
Erretter aus Todesgefahr begrüßt. General v. Schirnding ließ 
sofort alle in der Neustadt stehenden Truppen nach der Alt- 
stadt vorrücken und ordnete die Besetzung aller Schläge und 
Hauptplätze sowie die schnellste Wiederherstellung der Communi- 
cation in den Straßen an. Die Gefangenen wurden vorläufig 
in die Frauenkirche gesperrt, die Schließung aller politischen 
Clubs und Vereine, Auflösung der Communalgarde, Ablieferung 
aller Waffen binnen 24 Stunden anbefohlen und ohne die 
mindeste Widersetzlichkeit vollzogen. Generalleutnant v. Hol- 
leben, der nachmittags mit den ersten drei Bataillonen seiner 
Division aus Görlitz eintraf, übernahm das Commando über 
die außerhalb des Kriegsrayons stehenden preußischen und säch- 
sischen Truppen, wogegen v. Schirnding das innerhalb desselben
	        
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