Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

6 Sachsen von 1848— 1854. 
Auch in mehreren anderen Städten, wo die Behörden ent- 
weder ohnmächtig waren oder der radicalen Partei angehörten, 
waren Unordnungen vorgefallen. Da man etliche Tage gar 
nicht wußte, wo König und Ministerium sich befänden, so 
ließ selbst mancher ruhige Mann sich zur Unterstützung der 
provisorischen Regierung hinreißen, die, wie man allgemein 
glaubte, für die Reichsverfassung kämpfte. In Zwickau z. B. 
kam der Stadtrath dem Befehle derselben, die Communalgarde 
nach Dresden zu schicken, nach, rief sie aber, nachdem sie bis 
Leipzig gelangt war, auf die Nachricht, daß die Regierung 
des Königs bestehe, wieder zurück. In Chemnitz und Freiberg 
wurde die Communalgarde vom Pöbel zum Abmarsch nach 
Dresden gezwungen, doch gelang es ihr, sich unterwegs von den 
sie begleitenden Scharen frei zu machen und heimzukehren, 
worauf die Ankunft der Truppen dem Terrorismus des Pöbels 
bald ein Ende machte. In Freiberg wurden die daselbst ver- 
bliebenen 40 Rekruten entwaffnet und, was auch in Wurzen 
geschah, die Kammervorräthe der Garnison von Freischärlern 
geplündert. Am schlimmsten standen die Dinge in Leipzig, das 
die Regierung durch vie nothgedrungene Abberufung der Garnison 
gezwungen hatte, sich, das fremde Meßgut und das Staatsgut 
allein zu schützen. Dem immer stürmischer auftretenden Ver- 
langen, die Communalgarde als Zuzug nach Dresden zu senden, 
wußte der Stadtrath durch kluges Zögern auszuweichen; die 
Erklärung wegen Anerkennung der provisorischen Regierung 
wurde bis zur Rückkehr einer auf Kundschaft nach Dresden 
geschickten Deputation verschoben; ein anderer Bevollmächtigter 
eilte nuch Frankfurt um die Vermittelung der Centralgewalt 
in dem Conflicte zwischen König und Land nachzusuchen. Am 
öten faßten der Stadtrath und der permanente Ausschuß der 
Stadtverordneten den Beschluß, die Stadt bis zum Austrag 
des Conflicts zwischen Krone und Volk unter den Schutz der 
Centralgewalt zu stellen. Trotzdem machte ein Volkshaufe den 
Versuch in die Pleißenburg einzudringen um das dort stehende 
4. Bataillon der Communalgarde zu entwaffnen; die Verletzung 
eines Mannes durch einen Gardisten gab das Signal zum
	        
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