Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Unruhen in andern Städten. Wiederherstellung der Ordnung. 637 
Barrikadenbau, zu welchem die Meßbuden das Material lieferten. 
Aber die Communalgarde hielt fest und nahm die am Ein- 
gange der grimmaischen Gasse errichtete Barrikode mit dem 
Bajonnett, wobei zwei Mann tödlich rerwundet wurden. Der 
Rath erklärte die Messe für beendet; Bürgermeister Klinger 
legte sein Amt nieder. In der folgenden Nacht schickte die 
Regierung auf die dringenden Vorstellungen des Raths zwei 
Compagnien Schätzen, so schwer dieselben auch in Dresden zu 
entbehren waren, nach Leipzig zurück, worauf die Ruhe nicht 
weiter gestört wurde. 
Die Ordnung kehrte überall schnell zurück. Das Ministe- 
rium, welches durch Eintritt des Geheimen Finanzraths Behr 
als Finanzminister vollzählig geworden war, da v. Beust auch 
das Departement des Cultus übernahm, verfügte um die Ver- 
waltung in ungestörtem Gang zu erhalten durch Verordnung. 
vom 25. Mai und 14. Juli die Fort= und theilweise Voraus- 
erhebung der Abgaben und Steuern bis Ende April 1850. 
Als Ersatz für die heimkehrenden preußischen Oilfstruppen 
langten am 4. Juni vier Bataillone Laudwehr unter General- 
major v. Hobe an, die bis zur Rückkehr der Sachsen aus 
Schleswig, Mitte August, im Lande stehen blieben und die 
einheimischen Truppen im Sicherheitsdienste unterstützten. Die 
Reorganisation und Verstärkung des Heeres ließ die Regie- 
rung eine ihrer ersten Aufgaben sein, und obgleich durch die 
Abwesenheit eines so großen Theils der Mannschaft sehr er- 
schwert, konnte die Neuformation, nach welcher der bisherige 
Regimentsverband durch die Divisionsformation ersctzt, der 
Friedensstand auf 25000, der Bestand auf dem Kriegsfuß auf 
36- bis 37000 Mann erhöht wurde, bereits mit dem 1. Juli 
ins Leben treten. Am 10. Juli fand Revue und festliche Be- 
wirthung sämtlicher in Dresden garnisonierender Truppen vor 
dem nach Pillnitz zurückgekehrten Könige statt. Die große 
Ordensvertheilung an preußische und sächsische Militärs konnte 
bei der Bevölkerung nur einen gemischten Eindruck hervorbringen. 
Auch fehlte es nicht an Beispielen, wo einzelne Offiziere das 
Volk fühlen ließen, daß sie jetzt die Gebieter seien. Viele auch,
	        
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