612 Sachsen von 1848—1854.
vollmächtigten von Osterreich, Baiern, Sachsen und Hannover
fanden sich ein. Allein wenn es vor der Hand auch nur die
Königreiche für den engeren Bund zu gewinnen gelang, so war
gegründete Aussicht, daß nicht nur die Kleineren sich bald eben-
falls anschließen sondern auch Osterreich sich dann weniger hart-
näckig widersetzen und einem einmüthigen Deutschland gegenüber
die Entscheidung durch Krieg nicht wagen werde. Um daher
das Werk rasch zum Abschluß zu bringen, drang Preußen auf
schleunige Eröffnung der Conferenzen; sie erfolgte am 17. Mai.
Osterreich trat schon nach der ersten Sitzung von der Theilnahme
an den Berathungen zurück, worauf Preußen, fußend auf
Art. 11 der Bundesacte, sich zunächst mit den drei König-
reichen zu verständigen unternahm.
Allein nur zu bald sollte es inne werden, daß auch bei
diesen das gehoffte Entgegenkommen nicht zu finden sei. Baiern
war ehrlich genug um aus seinem Widerwillen gegen die von
Preußen vorgeschlagene Gestaltung kein Hehl zu machen. Beust
stimmte zwar hierin mit seinem münchner Collegen vollständig
überein, die Übertragung der Reichsgewalt auf Preußen und
die Ausschließung Osterreichs waren ihm eins wie das andere
genau so zuwider wie diesem; nur aber nöthigten ihn die Um-
stände etwas leiser und behutsamer aufzutreten. Konnte er
doch unmöglich gegen die Macht, die eben erst die Dynastie
gerettet hatte, die das Land noch besetzt hielt, in offene Oppo-
sition treten, mußte er voch auch, um dem sächsischen Volke
momentan wenigstens einen Ersatz für die venworfene Reichs-
verfassung zu geben, den Schein bewahren, als habe man den
ernstlichen Willen, die wegen Umgestaltung des deutschen Bundes
ertheilten Zusagen in Erfüllung zu bringen 1). Er nahm sich
daher vor, wenn es sich einmal nicht vermeiden lasse, zwar
der preußischen Vorlage beizustimmen, aber so, daß eine Hinter-
thüre offen bleibe, und in der stillen Absicht, bei erster sich
bietender Gelegenheit wieder zurückzutreten. Nur zu bald recht-
1) v. Beusts cigenes Eingeständniß in der Denkschrist vom 19. De-
cember 1849.