Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Das Dreilönigsbündniß vom 26. Mai 1849. 647 
erhielt, vollständig überein. Die ganze Verhandlung in Berlin 
war also nichts als eine abgekartete Gaukelei, bestimmt, die 
preußische Regierung, die eigenen Unterthanen, das deutsche Volk 
zu hintergehen, ein ebenso würdeloses als frevelhaftes Spiel 
mit den heiligsten Interessen der Nation, welches die rächende 
Nemesis muthwillig und leichtfertig herausforderte. 
Zunächst jedoch nahmen die Dinge einen Gang, der Preußen 
in dem Glauben bestärken mußte, daß jenem geheimen Vorbe- 
halte keine allzugroße praktische Bedeutung beizumessen sei. 
Verein mit Sachsen und Hannover ergieng von Preußen durch 
Circularnote des Grafen Brandenburg vom 28. Mai an 
sämtliche deutsche Regierungen die Einladung zum Beitritt zu 
dem Bündniß vom 26 len; am 30sten folgte die Uebereinkunft der 
drei Verbündeten wegen Einsetzung des provisorischen Bundes- 
schiedsgerichts; am 10. Juni ratificierte der König von Sachsen 
das Bündniß, nachdem er am 30. Mai seinen Beitritt zu 
demselben dem Velke durch eine besondere Ansprache bekannt 
gemacht hatte, welche sogar, ohne die leiseste Erwähnung des 
Vorbehalts, von den Kanzeln verlesen wurde 1). Die Er- 
nennung des durch eigenhändiges Schreiben des Königs aus 
dem teplitzer Bade herbeigerufenen Staatsministers v. Zeschau 
zum Mitgliede des Verwaltungsrathes, des Mannes, dem ein 
ruhmvoller Antheil an der Begründunz des Zollvereins ge- 
bührte und der wiederholt zum Eintritt in das preußische 
1) Die Berfassung, welche die vereinigten Regicrungen. 
dem deutschen Volke bieten, ist für mich mit bedeutenden Opsern ver- 
knüpft. Daraus, daß ich diese Opfer zu bringen mich bercit erkläre, wird 
mein Volk erkennen, ob ich den slürmischen Bitten desselben wegen der 
Anerkennung der Reichsrerfassung in selbstsüchtiger Absicht oder seines 
eigenen Wohles wegen widerstanden habe. Es sind alle Staaten Deutsch- 
lands eingeladen worden, sich dieser Verfassung anzuschliehen, welche einem 
demnächst einzuberufenden Rcichstage zur Zustimmung vorgelegt werden 
soll. Ich bin ibr beigetreten unter ausdrücklichem Vorbehalt der Zu- 
stimmung der sächsischen Kammern. Jetzt gilt es, daß allc wahrhaft 
deutschgesinnten Männer Sachsens sich vereinigen, meine Regierung auf 
dem betretenen Wege, dem einzigen, der noch zu dem erstrebten großen 
Ziele führen kann, zu unterstützen.“
	        
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