58 König Friedrich Auguß I. 1806—1813.
Unterwürfigkeit unter Napoleon die Erfüllung ihrer obersten
Pflicht. Kaum erfuhr Friedrich Angust, daß sein neuer Mi-
nister dem ihm befreundeten alten Grafen Loß einen Besuch
gemacht habe, als er ihm dies für die Zukunft streng unter-
sagte 1). Kein Wunder, daß selbst die altgewohnte Verehrung
gegen die Person des Königs in demselben Maße erschüttert
wurde, als man sich das Demüthigende seiner Lage bewußt zu
werden anfing. Die wachsende Empörung der Gemüther trieb
sogar im Frühzahr 1811 einen exaltierten leipziger Studenten,
v. Sahla, nach Paris, um Napoleon zu ermorden; doch nahm
ihn dort, von Sachsen aus gewarnt, die Polizei sogleich bei
seiner Ankunft in Gewahrsam, in dem er bis zu Napoleons
Sturze blieb. Eine französische Polizeicommission erschien in
Dresden und suchte daselbst ebenso eifrig wie vergeblich nach
den Fäden der Verschwörung, die man im Hintergrunde dieses
Attentats witterte.
Unter allen Maßregeln aber, durch welche Napoleon selbst,
einem seltsamen Verhängniß gehorchend, an der Aufstachelung
des Völkerhasses gegen seine Despotie arbeitete, hat keine so“
tief und allgemein gewirkt wie das Continentalsystem, das den
Druck der fremden Zwingherrschaft bis in die geringste Hütte
trug. Da die durch die Decrete von Berlin und Mailand
angeordneten Maßregeln sich als unzureichend erwiesen, der
Schleichhandel vielmehr aller Küstenbewachung zum Trotz immer
größere Dimensionen annahm, so zog es Napoleon schließlich
vor, den Gewinn, den jetzt der Schmuggel machte, sich selbst
zuzueignen. Er gestattete wieder durch das Decret von Tria-
non, 5. August 1810, die Einfuhr von Colonialwaaren, unter-
warf dieselben aber einem hohen, durchschnittlich 50 Procent
betragenden Impost, der selbst von den bereits eingeführten
und noch nicht verkauften Waaren erhoben werden sollte.
Einen desto unerbittlicheren Krieg kündigte er den englischen
1) Loß starb im solgenden Frühjahre; er erhielt in seinen letzten
Tagen zahlreiche Beweise von Achtung und Theiluahme, nur der König
hatte kein Zeichen der Erinnerung für ihn. Seukft, p. 106. 150.