Landtag 1849/50. Deutsche Verhältnisse. 657
Hierzu gesellte sich die Ungewißheit über den Ausgang der
deutschen Verhältnisse, die lähmend auf den äffentlichen Zu-
ständen lastete. Die Thronrede hatte derselben in einer viel-
deutigen Weise gedacht 1). Für die durch die inneren Ver-
bältnisse kaum mehr gebotene Verlängerung des Belagerungs-
zustandes suchte man den Erklärungegrund in dem Wunsche der
Regierung, unter schicklichem Vorwande für alle Eventualitäten
eine bedeutende Truppenmasse in Bercitschaft zu halten; man
wußte, daß jenseits der böhmischen Grenze österreichische Truppen
zum Einrücken in Sachsen bereit stünden, sei es um nöthigen-
falls Fürst Schwarzenbergs Proteste vom 28. November Nach-
druck zu geben, sei es um im Falle eines inneren Conflicts der
Regierung zur Unterstützung zu dienen. Die gleichzeitige An-
wesenheit des preußischen Generals v. Gerlach und des bairischen
Gesandten Grafen Bray in Dresden deutete auf ein Steigen
der diplomatischen Verwicklung, und dabei ließ die versprochene
Vorlage der deutschen Actenstücke immer noch auf sich warten.
Dieser Ungewißheit ein Ende zu machen. stellte v. Carlowitz am
20. December den Antrag: die Regierung zu veranlassen, daß
sie ihrem Vorbehalte keine weitere Folge gebe, den Verwaltungs-
rath aufs neue beschicke und die Wahlen zum Reichstage unge-
säumt veranstalte.
Die Antwort darauf war eine Note der sächsischen Regie-
rung an Preußen vom 27. December, worin sie sich, was bis
dahin nur Baiern gethan hatte, dem österreichischen Proteste
gegen die Ausschreibung der Wahlen zum Reichstage sowie
überhaupt gegen die Errichtung eines engeren Bundesstaates
anschloß, da die beiden von ihr bei Eingehung des Bündnisses
1) Der König versprach in derselben das ob auch entweihte Panier
der deutschen Einheit, nicht finken zu lassen; seine Aufgade werde er aber
nur dann als gelöst betrachten, wenn ihm dafür Bürgschaft gegeben sei,
daß das Recht unverlezt bleibe, daß das deutsche Vaterland einig und
stark, nicht zerrissen und geschwächt aus seiner Neugestaltung hervorgehe
und daß Sachsen für die Opfer, die es so gern um diesen Preis dar-
bringen wolle, den ihm gebührenden Platz in einem deutschen und keinem
anveren Reiche finde.
öSlathe, ner# Geschichte Sochsens. 12