Das Dreikbnigsbündniß und die Kammern. 661
und Schande als das Dreikönigsbündniß ertragen wollte“, hatte
das Ministerium nun leichtes Spiel. Sehr zu statten kam
ihr außerdem der Rückschlag ver neuesten Octroyierungen in
Preußen, der in die Reihen der Anhänger des Dreikönigsbünd-
nisses Unsicherheit brachte. Umsonst, daß v. Carlowitz seinen
Wahlspruch: „Mit Preußen und durch Preußen zu Deutschland“
mit feurigen, beredten Worten vertheidigte, daß er das illoyale
Verfahren der sächsischen Regierung, die jede Einigung hindernde
Politik Baierns mit scharfen Hieben geißelte 1); nachdem Beust
in ausführlicher Rede die Redlichkeit seiner Politik mit vielen
klingenren Wendungen dargethan hatte, war das Resultat einer
zweitägigen Debatte, daß die sächsische Partei, indem sie mit
den Großdeutschen gegen die Kleindeutschen und umgekehrt stimmte,
sämtliche Anträge zu Falle brachte und überhaupt kein Beschluß
zu Stande kam.
In der zweiten Kammer dagegen erlitt die deutsche Politik
des Ministeriums, 7. März, eine vollständige Niederlage. In
1) „Nicht Prcußens Vergrößerungsgelüste ist es“, sagte er, „welches
die Selbständigkeit der kleincren deutschen Staaten gefährdet; nein! ist es
etwas, so ist es das Mißbebagen des deutschen Volks an der meeist so
kleinlichen, so particularistischen und doch so schwachen Politik der lleine-
ren Regierungen, das Mißbehagen des deutschen Volkes an der sogenannten
Kleinstaaterei. Ist es etwas, was mit der Zeit auch Sachsens Selbstän-
digkeit gefährden könnte, so ist es das immer höher anfteigende Ausgabe-
budget, das zur Verarmung der Stenerpflichtigen führt, so ist es eine
Herresmacht, welche zu schwach ist, um unsere Selbständigkeit gegen das
Ausland, wäre sie wirklich bedrohr, zu vertheidigen, und doch zu stark um
nicht das Land mit Abgaben zu erdrücken und im Geheimen den Wunsch
aufkommen zu lassen, daß es besser sei sich an einen gröheren Staat au-
jzuschließen. Das find die wahren ffeinde der Selbständigkeit der kleineren
Staaten und diese Feinde wird man am besten dann entwaffnen, wenn
man den Geist, der Deutschland durchweht, zu begreifen vermag und ihm
sein geblihrendes Opser bringt. Der Regent, der Volksstamm, welcher in
diese Bahn rechtzeitig und freiwlllig einlenkt, wird noch am meisten von
seiner Souverainetät, seiner Selbständigkeir retten, während diejeuigen
Regierungen, welche die Mahnungen der Zeit überhören, die nächste
Katastrophe, die Über Deutschland hereinbricht, unrettbar verschlingen
wird.“ „