Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

684 Sachsen von 1848—1854. 
Tags darauf die auf eine Nachgibigkeit Preußens hindeutende 
Nachricht von Radowitz' Entlassung und der Ernennung Man- 
teuffels zu seinem Nachfolger einlief, wurden die Rüstungen 
sofort wieder eingestellt aber, da Preußen wider Erwarten 
die seinigen nicht unterbrach, aufs neue angeordnet. 
In diesem verhängnißvollen Augenblicke, wo die Fackel des 
Bürgerkriegs Deutschland in Brand zu setzen drohte, fühlte sich 
die erste Kammer (11. November) verpflichtet, durch eine aus- 
drückliche Erklärung der Regierung für die von ihr in diesen 
schwierigen Verhältnissen bewiesene Festigkeit, Consequenz, Vor- 
sicht und Mäßigung ihre Anerkennung auszusprechen; von der 
Nothwendigkeit der getroffenen Maßregeln überzeugt, werde sie 
ihrerseits auch ferner der Regierung alle erforderliche Unter- 
stützung gewähren. Gegen eine so tendenzisse Kundgebung 
erhob der greise Großmann seine Stimme: auf Consequenz 
habe eine Politik keinen Anjpruch, die nach seinem politischen 
um religiösen Gefühle auf Undank und Verletzung der Treue 
gegründet sei; in allen Kirchen habe man die Erklärung vom 
6. Juni, die den Anschluß an Preußen als den einzigen mög- 
lichen Weg bezeichnete, verlesen lassen, also gewissermaßen Gott 
und die ganze Bevölkerung zu Zeugen aufgerufen und wenige 
Tage darauf diese Politik geändert; das könne keinen Segen 
bringen und damit könne er sich nicht einverstehen. Allein die 
Kammer schüttelte den aus solchem Munde doppelt schweren 
Vorwurf leicht ab, Beust gieng mit einer flachen Bemerkung 
darüber hinweg und v. Friesen-Rötha schloß mit dem Aus- 
rufe: „Glücklich die Vertrauenden! Diejenigen, welche ihrer 
Regierung mißtrauen, sind sehr unglücklich!“ — worauf das 
Vertrauensvotum einstimmig durchgieng. 
Das sächsische Heer wurde in der Gegend von Großenhain 
zusammengezogen, im nêrdlichen Böhmen sammelte sich ein 
österreichisches Armeecorps, dessen Spitzen bis dicht an die 
Grenze vorgeschoben waren; Sachsen schien abermals zum 
Schauplatze des Kampfes auserkoren. Schon wurden die Schäte 
des grünen Gewslbes und der Rüstkammer, die kostbarsten 
Stücke der Gemäldegalerie auf den Königstein in Sicherheit
	        
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