Kriegsgefahr. Dresdner Couferenzen. 685
gebracht; das Kriegsgeschrei der seudalen und der Regierungs-
Blätter Übertäubte die Stimmen der Gegenpartei, „deren
einziges seit Jahr und Tag verfolgtes Streben dahin gehe,
Sachsen als selbständigen Staat zu vernichten und einem mäch-
tigen Nachbar zu unterwerfen“ 1). Da brach unter Rußlands
Drohungen Preußens Widerstand zusammen, Manteuffel gieng
nach Olmütz, gewährte hier dem Fürsten Schwarzenberg alles,
was er begehrte, und erhielt dafür das einzige Zugeständniß,
daß über die Neugestaltung des Deutschen Bundes in freien
Ministerialconferenzen zu Dresden berathen werden solle. Die
Kriegsgefahr war damit abgewendet, nur ließ die gerechte
Freude darüber die Meisten die Höhe des dafür gezahlten Preises
übersehen?).
Am 23. December 1850, während noch die Stände im
Landhause tagten, wurden im brühlschen Palais die dresdner
Conferenzen durch den Fürsten Schwarzenberg eröffnet. Schon
die Zusammensetzung der Commissionen, bei welcher Preußen
und seine Verbündeten in einer demüthigenden Minorität blieben,
lehrte, wie es um die angeblich vorausgeretzte Parität zwischen
Osterreich und Preußen stehe. In der vierten Commission,
der über das Bundesgericht, führte Sachsen den Vorsitz. Die
wichtigste war die erste, die über die Organisation der obersten
Bundesbehörde zu berathen hatte; dieser legten Schwarzenberg
und Manteuffel ihr gemeinschaftliches Project einer obersten Exe-
cutivbehörde mit neun auf die sieben größten Staaten zu verthei-
lenden Stimmen vor, ganz nach dem Wunsche der Mittelstaaten,
die eben ihr Übergewicht im Bunde auf die Unterdrückung der
Kleineren zu gründen trachteten und außerdem wohl wußten,
daß, was die Kleinstaaten verlören, Preußen verliere. Um so
beftiger sträubten sich jene dagegen und hielten ihren Wider-
spruch unter Berufung auf die durch die Bundesacte garantierte
1) Dresdner Journal.
2) Eine Anzahl leipziger Kaufleute Überreichte sogar dem Mi-
nister Manteuffel als Zeichen ihrer Daulbarkeit eine goldene Bürger-
krone.