Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Kriegsgefahr. Dresdner Couferenzen. 685 
gebracht; das Kriegsgeschrei der seudalen und der Regierungs- 
Blätter Übertäubte die Stimmen der Gegenpartei, „deren 
einziges seit Jahr und Tag verfolgtes Streben dahin gehe, 
Sachsen als selbständigen Staat zu vernichten und einem mäch- 
tigen Nachbar zu unterwerfen“ 1). Da brach unter Rußlands 
Drohungen Preußens Widerstand zusammen, Manteuffel gieng 
nach Olmütz, gewährte hier dem Fürsten Schwarzenberg alles, 
was er begehrte, und erhielt dafür das einzige Zugeständniß, 
daß über die Neugestaltung des Deutschen Bundes in freien 
Ministerialconferenzen zu Dresden berathen werden solle. Die 
Kriegsgefahr war damit abgewendet, nur ließ die gerechte 
Freude darüber die Meisten die Höhe des dafür gezahlten Preises 
übersehen?). 
Am 23. December 1850, während noch die Stände im 
Landhause tagten, wurden im brühlschen Palais die dresdner 
Conferenzen durch den Fürsten Schwarzenberg eröffnet. Schon 
die Zusammensetzung der Commissionen, bei welcher Preußen 
und seine Verbündeten in einer demüthigenden Minorität blieben, 
lehrte, wie es um die angeblich vorausgeretzte Parität zwischen 
Osterreich und Preußen stehe. In der vierten Commission, 
der über das Bundesgericht, führte Sachsen den Vorsitz. Die 
wichtigste war die erste, die über die Organisation der obersten 
Bundesbehörde zu berathen hatte; dieser legten Schwarzenberg 
und Manteuffel ihr gemeinschaftliches Project einer obersten Exe- 
cutivbehörde mit neun auf die sieben größten Staaten zu verthei- 
lenden Stimmen vor, ganz nach dem Wunsche der Mittelstaaten, 
die eben ihr Übergewicht im Bunde auf die Unterdrückung der 
Kleineren zu gründen trachteten und außerdem wohl wußten, 
daß, was die Kleinstaaten verlören, Preußen verliere. Um so 
beftiger sträubten sich jene dagegen und hielten ihren Wider- 
spruch unter Berufung auf die durch die Bundesacte garantierte 
1) Dresdner Journal. 
2) Eine Anzahl leipziger Kaufleute Überreichte sogar dem Mi- 
nister Manteuffel als Zeichen ihrer Daulbarkeit eine goldene Bürger- 
krone.
	        
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