6 Sachsen von 1848—1854.
während dessen unter getrennter Zollverwaltung die beiderseitigen
Tarife einander möglichst zu nähern seien, zu gewinnen. Nach
einigem Zögern gieng Freiherr v. Bruck auf diesen Vorschlag
ein, und nun glaubte Sachsen die Forderung Osterreichs, daß
auch über die Zolleinigung in Dresden berathen werde, unbe-
dingt unterstützen zu können. Es zägerte daher sogar die
23. Januar zu Wiesbaden wieder eröffnete Zollconferenz zu
beschicken, und als es sich endlich dazu entschloß, stellte es da-
selbst den Antrag, daß die Conferenz, um den dresdner Be-
rathungen nicht vorzugreifen, sich auf innere Angelegenheiten
beschränken, auf Fragen, welche auch die außerhalb des Zoll-
vereins befindlichen deutschen Staaten beträfen, nicht eingehen,
insbesondere aber alle Verhandlungen ablehnen solle, die der
allgemeinen deutschen Zolleinigung präjudicieren könnten, rief
aber mit dieser Erklärung, welche die so dringend ersehnten Re-
formen wieder aufs Ungewisse verschob, die allgemeinste Miß-
billigung hervor.
Auch in Dresden waren, 22. Januar, unter Zugrund-
legung der österreichischen, bairischen und sächsischen Denkschriften
die Berathungen über die allgemeine Zoll- und Handelseinigung
eröffnet worden, blieben jedoch ebenfalls ohne alles praktische=
Ergebniß. Preußen zeigte sich nicht im mindesten geneigt, gleich
der Union auch den Zollrerein preiszugeben, erklärte die nicht
aus volkswirthschaftlichen sondern politischen Motiven hervor-
gegangenen Vorschläge Osterreichs und seiner Verbündeten für
unannehmbar und wollte sich höchstens zum Abschluß eines
Handelsvertrags verstehen. Um nichts erfolgreicher waren die
Berathungen über die Bundesreform. Seitdem Preußen die
Absichten seiner Gegner, durch die Umgestaltung des Bundes
seine selbständige Stellung zu brechen und für die Dauer un-
schädlich zu machen, durchschaute, griff es, den Widerstand der
Kleinstaaten benutzend, zu der Taktik überhaupt keine Reform
zu Stande kommen zu lassen und schlug als einzige Zuflucht
vor schlimmeren Formen des Bundesverhältnisses die einfache
Rückkehr zum Bundestag vor. Die Hoffnung in Dresden.
etwas zu Stande zu bringen wurde aufgegeben; man beschloß