Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

64 König Friedrich August I. 1806 —1813. 
bessere Organisation der Provinzial= und Localbehörden, auf 
Vereinfachung des Geschäftsganges und Verminderung des Be- 
amtenheeres, endlich und namentlich auf Einführung eines ein- 
facheren und gleichmäßigeren Abgabensystems 1). 
Denn die Ungleichheit der Besteuerung, längst schon drückend 
empfunden und Gegenstand häufig wiederholter Klagen, war 
durch die seit den letzten Jahren außerordentlich gestiegenen 
Anforderungen an die Finanzkraft Sachsens, für welche der 
altererbte Fuß der Aufbringung in keiner Weise mehr paßte, 
stärker und allgemeiner als je zuvor zum Bewußtsein gebracht 
worden. Den Hauptanstoß erregte die Steuerfreiheit der 
Rütergüter, welsche gleich allen früheren Angriffen auch das 
Jahr 1806 siegreich überdauert hatte und noch auf vem Aus- 
schußtage von 1807 von der Ritterschaft „als ein durch 
Ritterdienst und durch Beschränkung des Eigenthums mittelst 
der Lehensqgualität erworbenes und compensiertes Recht“ in 
Anspruch genommen worden war. Die Ritterpferde wurden 
noch immer nach der alten Rolle von 1632 zu 13525 an der 
Zahl auf 1727 Schriftsassen und 485 Amtssassen vertheilt, 
doch so, daß auch die auf den königlichen Kammergütern haf- 
tenden 757 Pferde von der Ritterschaft mit übertragen wurden. 
So lange es an einer zuverlässigen Angabe über das Verhältniß 
des ritterschaftlichen zu dem übrigen Grundbesitz gänglich fehlte, 
die Angaben darüber vielmehr zwischen 1 zu 4 und 1 zu 53 
schwankten, konnte die Ritterschaft allerdings mit einigem Rechte 
geltend machen, daß ihr freiwilliges Erbieten zu einer billig 
mäßigen Theilnahme an den außerordentlichen Lasten das einzig 
anwendbare Auskunftsmittel bleibe ). Sie hatte daher auch, 
abgesehen davon, daß seit 1775 der Betrag eines Ritterpferdes 
von 12 Thaler auf vurchschnittlich 37 Thaler gestiegen war, 
seit 1799 auf allen Landtagen außer dem gewöhnlichen Donative 
noch außerordentliche Beiträge zu den Kriegsbedürfnissen, 3. B. 
1806 je 100000 Thaler auf zwei Jahre, 1807 die gleiche 
1) v. Seischwi# Promemoria in Mittheilungen #c., S. 134 f. 
2) Enlsrung der Nitterschaft 1807. Gretschel-Bülau III, 610.
	        
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