Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Reform des Wahlgesetzes. Wirthschaftlicher Aufschwung. 721 
derer Seite Klagen über die ans Licht gekommenen geheimen 
Connuitenlisten, welche die Amtshauptleute über die städtischen 
Collegien zu führen hatten, über das Amtsblätterunwesen und 
Polizeiwillkür. Nichtsdestoweniger hatte Beust beim Schluß des 
Landtags allen Grund die Stände zu beloben, daß sie, obgleich 
diesmal die Freiheit der Rede zuweilen in rückhaltsloserer, ja 
wielleicht schonungsloserer Form hervorgetreten sei, doch mit der 
Regierung die goldne Mittelstraße gewandelt seien. Was die 
so lange gewünschte Vereinfachung der Verwaltung betraf, so 
liebte es Beust sehr, obgleich sein ganzes System nur geeignet 
war die sittliche Erziehung des Volkes zur Selbstverwaltung 
zu verkümmern, von seiner Vorliebe für das sellfgovernment 
zu sprechen, und als 1863 die Stände einen förmlichen Antrag 
darauf richteten, versprach er diese Frage sofort in Angriff zu 
nehmen; wenn er aber dabei zugleich darauf hinwies, daß gerade 
das Volk selbst durch seine fortwährende Anrufung der Beamten 
die Ausführung hindere, so gab ihm in diesem Punkte der geringe 
Gebrauch, den die Landgemeinden von der ihnen durch das Gesetz 
vom 12. Juli 1864 ertheilten Befugniß, ihre Gemeindewahlen 
unter Leitung des eignen G zunehmen, machten, 
völlig Recht. In Folge jenes Antrags trat, 15. Januar 1866, 
unter Beusts eignem Vorsitz eine Commission zur Berathung, 
über die Vereinfachung der Staatsverwaltung zusammen, deren 
Thätigkeit jedoch bald durch die große Katastrophe dieses Jahres 
unterbrochen wurde. 
Das Hauptargument, welches allen Beschwerden über das 
berrschende System entgegengehalten zu werden pflegte, bestand 
in dem Hinweis auf die gedeihliche materielle Entwicklung des 
Landes. Niemand vermochte zu leugnen, daß namentlich die 
zehn Jahre von 1856 bis 1866 eine Periode seltenen wirth- 
schaftlichen Aufschwunges bildeten, und Beust ließ sichs, soviel 
an ihm war, angelegen sein, die Augen des Volkes von der 
Politik ab= und auf das viel erfreulichere Bild der materiellen 
Interessen hinzulenken. Die sächsischen Finanzen wurden wieder 
der Gegenstand des Neides für andere Staaten. Die Nach- 
wehen der Sturmjahre machten sich zwar 181 durch ein 
Flatbe, Ne#er# Geschichte Sachseus.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.