Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Anträge der Mittelstaaten auf Bundesreform. 745 
lassen; als einzigen Weg zur Stärkung der deutschen Wehr- 
kraft bezeichnete es den Anschluß der übrigen Armeecorps zum 
einen Theil an das österreichische, zum andern an das preußische 
Heer. Dieser Vorschlag hätte nicht eine so eminent politische 
Tragweite haben müssen, um nicht bei den Mittelstaaten auf 
den bestimmtesten Widerspruch zu stoßen. Eine Denkschrift der 
sächsischen Regierung vom 19. Januar 1860, gewissermaßen 
das gemeinsame Manifest der Würzburger, verwarf jede or- 
ganische Verbindung der einzelnen Bundesstaaten mit einer der 
beiden Großmächte auch in militärischer Beziehung ganz ent- 
schieden, da eine solche im Fall eines Zwiespalts zwischen diesen 
den Riß nur erweitern statt verhüten müsse. Sehr weise habe 
die Bundeskriegsverfassung die Bundesarmee als ein selbstän- 
diges Ganze hingestellt, an welchem Osterreich und Preußen 
nicht mit ihrer vollen militärischen Kraft partipicierten, um 
dadurch eine Garantie für die bloß defensive Stellung des 
Bundes und eine Gewähr gegen die Zerreißung des Bundes 
selbst durch den Dualismus jener zu erreichen. Aber auch rein 
militärisch betrachtet habe die Selbständigkeit der Contingente 
und die Kriegsherrlichkeit der einzelnen Souveraine den un- 
zweifelhaften Vortheil, einen lebendigen Geist in den einzelnen 
Truppentheilen auszubilden, ohne als ein Hemmniß bei der 
Aufstellung und Verwendung im Bundesheere einzuwirken. 
Sollten aber wirklich die Armeen der beiden Großmächte un- 
abhängig vom Bundesverbande gestellt werden, so könnte das 
nur die Folge haben, daß die übrigen Staaten sich ebenfalls 
zu einer dritten militärischen Einheit zu verbinden und in dieser 
Gestalt den Bundesverband mit jenen fortzusetzen hätten. Also“ 
ein engerer militärischer Bund im Bunde, der, ein gemilderter 
Rheinbund, unfehlbar der Abhängigkeit vom Auslande ver- 
fallen sein würde. Aus Berlin wurde erwiedert, diese „ideale“ 
Auffassung könne vor den mit der Bundeskriegsverfassung ge- 
machten Erfahrungen nicht bestehen, worauf Beust zwar auf 
die Fortsetzung der Polemik, die schon einen gereizten Ton an- 
genommen hatte, verzichtete, doch aber nicht daran zu erinnern 
vergaß, daß Preußens isolierte Stellung im Krimkriege allein
	        
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