Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

70 König Fricdrich August I. 1806—1813. 
setzen. Sein Hintergedanke dabei war, daß der in den Ge- 
schäften ganz unerfahrene Prinz der bloße Repräsentant, er 
selbst aber als bevollmächtigter Minister des Königs in Warschau 
und unter Beibehaltung seines dresdner Ministeriums der 
eigentliche Inhaber der höchsten Regierungsgewalt sein solle. 
Allein theils lag es nicht in des Königs Art, sich so leicht 
eines Theils seiner Auctorität zu entäußern, theils wagte er 
es nicht ohne Genehmigung des Kaisers, und da auf eine 
Anfrage deshalb keine Antwort kam, so blieb das ganze Pro- 
ject, wie so viele andere, unausgeführt. Während des Königs 
Anwesenheit wurde eine besondere Commission mit einer Ge- 
neralrevision der ganzen Verwaltung und mit Vorschlägen zu 
ihrer Verbesserung beauftragt, und als der König zur Eröffnung 
1611 des zweiten polnischen Reichstags sich im September 1811 
abermals nach Warschau begab, fanden Personalveränderungen 
im Ministerium statt, auch wurden um den am ärgsten ver- 
wahrlosten Zweigen der Verwaltung aufzuhelfen Generaldirec- 
tionen des Schatzes, der Nationaldomainen und des Krieges 
geschaffen. . 
Allein das eigentliche, die Lebenskraft des Landes aufzehrende 
Krebsübel, die ungeheueren Ausgaben für die Heeresrüstung 
und die dadurch bedingte chronische Zerrüttung der Finanzen 
blieb damit ungehoben. Das Bild, welches der König dem 
Kaiser von dem Zustande des unter diesen Lasten erliegenden 
Herzogthums entwarf, war über die Maßen trübselig. In 
beweglichen Worten schildert er die Größe der Anstrengungen, 
die der Reichstag gemacht habe, um dem Wiederhersteller 
Polens seine Dankbarkeit zu beweisen, die Opfer, welche das 
Land sich für die Aufrechthaltung des Staats auferlege und 
die doch alle bei der durch die Sperrung des Handels bedingten 
Unmöglichkeit, die Hilfsquellen des Bodens zu verwerthen, und 
bei den zahllosen Steuerrückständen dem Anschwellen des Defi- 
cits nicht Einhalt thun könnten. Was von seiten des Kaisers 
zur Linderung dieses Zustandes geschah, stand zur Größe des 
Uebels in keinem Verhältnisse. Um den Landesproducten einen 
Ausweg zu eröffnen, wurde dem Könige Aussicht auf eine
	        
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