Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Das Herzogthum Warschau. 71 
Anzahl von Licenzen gemacht, wie solche der Kaiser zur Um- 
gehung der Continentalsperre damals mehrfach an Begünstigte 
austheilte; nach langem vergeblichen Sollicitieren wurden die- 
selben endlich bewilligt, aber nicht dem Herzogthum, sondern 
dem Gouverneur von Danzig, General Rapp, und zu so 
exorbitanten Preisen und unter solchen Beschränkungen, daß 
sie für den Handel nutzlos waren. Außerdem versprach Na- 
poleon eine Anleihe von 12 Millionen Frcs. zu begünstigen, 
für welche die Salzwerke von Wieliczka als Hypothek dienen 
und die der leipziger Kaufmann Dufour in Paris negociieren 
sollte. Allein, trotzdem daß der Kaiser um das Publikum 
anzulocken unter der Hand darauf eine Million aus seinem 
Schatze, und da das nichts half, eine zweite zeichnen ließ, so 
fand sie nur sehr geringen Anklang und brachte im Ganzen 
kaum 5 Millionen ein, und selbst die kaiserliche Beihilfe erwies 
sich als ganz illusorisch, denn der König mußte sich gefallen 
lassen, daß die für die bayonner Forderungen rückständigen 
Termine mit Wucherzinsen davon abgezogen wurden :). Und 
dabei ward dem Könige aus Paris fort und fort eingeschärft, 
es müsse unbedingt und auf der Stelle Geld geschafft werden, 
um Fferde für die Armee zu kaufen und die Artillerie zu 
completieren! 
Denn kaum waren seit dem wiener Frieden wenige Monate 
vergangen, als schon ein neues Kriegsungewitter aufstieg und 
bald drohend über dem Scheitel des Herzogthums Warschau 
stand. Mit unverhohlenem Argwohn sah Kaiser Alexander die 
Vergrößerung des unheimlichen Nachbars durch Galizien, die 
Vorbotin einer förmlichen Wiederherstellung Polens. Er ver- 
langte Bürgschaft, daß das Herzogthum nicht weiter vergrößert 
werde, daß es nicht als ein eigner Staat, sondern als in- 
tegrierender Theil Sachsens gelte, kein polnischer Orden mehr 
vom Könige verliehen werde, selbst der Name Polen aus der 
officiellen Sprache verschwinde. Wie gern aber auch Napoleon 
das russische Mißtrauen noch eine Weile eingeschläfert hätte, 
1) Sen fft,. p. 152. 159. Cormesp. de Nap. XXII, 990; XXIII, 152.
	        
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